Landeshauptstadt: Immer weniger Suchtberatung
Chill out e.V. beriet nur in 192 Gesprächen / Ursache Reduzierung des Angebots?
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Chill out e.V. beriet nur in 192 Gesprächen / Ursache Reduzierung des Angebots? Nachdem der Jugendnotdienst „Fluchtpunkt“ zu Beginn des Jahres seine Notbetten für Kinder und Jugendliche auf ein einziges reduziert hat, meldet nun auch die Suchtpräventions- und -beratungsstelle des Chill out e.V. stark gesunkene Beratungszahlen. Als Grund dafür nannte der Geschäftsführer des Suchthilfe-Vereins, Frank Prinz-Schubert, die lange Zeit unbefriedigende Erreichbarkeit der Beratungsstelle nach dem Umzug in die Schulstraße und den Personalmangel des Vereins. Über andere Gründe wie ein verändertes Verhalten der Jugendlichen in Problemsituation oder gar weniger Bedarf an Beratung könne nur spekuliert werden. Rund 500 Beratungsgespräche führten Mitarbeiter des Vereins Chill Out im Jahr 2003, laut Prinz-Schubert sank diese Zahl im Jahr 2004 auf 192. Auffällig sei dabei der Anstieg weiblicher Hilfesuchenden, die inzwischen etwa ein Drittel der Beratungen aufsuchten. Aufklärungsaktionen des Vereins für Jugendliche unter 14 Jahren habe es im Vorjahr nicht gegeben, auch Kindertagesstätten und Grundschulen haben laut Prinz-Schubert keinen Bedarf an Beratungen und Suchtpräventionsprojekten gezeigt. Daher will er mit seinem Team, das sich Ende April wegen einer auslaufenden Arbeitsmaßnahme um eine Stelle reduziert, bis zum Herbst ein neues Konzept erarbeiten und ein weiteres Feld der Prävention anbieten: Gesundheitsförderung speziell für Kitas und Grundschulen. „Suchtprävention muss in der Kita beginnen“, mahnte Prinz-Schubert am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. Ein Antrag auf Fördergelder der EU für dieses Projekt ist laut Jugendamtsleiter Norbert Schweers derzeit in Arbeit. Vor falschen Rückschlüssen aus den aktuellen Zahlen warnte Angela Basekow, Geschäftsführerin AWO-Kreisverband. Eineinhalb Personalstellen für die Suchtprävention in einer Stadt mit 144 000 Einwohnern seien zu wenig und nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein. Laut Prinz-Schubert erfülle der Verein mit seinen Präventionsveranstaltungen zwar die von der Stadt gestellten Aufgaben, aber das Stadtgebiet insgesamt sei nicht abgedeckt. Chill out e.V. werde um Eigenmittel für Projekte aufzubringen künftig Fallmanager für die staatliche Arbeitsvermittlung schulen. Als eine Diskussion „Henne oder Ei“ bezeichnete Sigrid Müller (PDS) die Suche nach Gründen für die Rückgänge. Für sie sei nicht erkennbar, ob die Zahlen zurückgehen, weil die Angebote reduziert wurden oder weil der Bedarf nicht mehr da ist.
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