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Der Altmeister und Jungfilmerin. Anika Schulze aus Kienwerder hat jüngst in Prag mit dem tschechischen Regisseur Vaclav Vorlicek über seinen berühmten Aschenbrödel-Film gesprochen.

© M. Thomas

Von Eva Ziebarth: Immer wieder Aschenbrödel

Die 21-jährige Anika Schulze aus Kienwerder will später einmal hinter die Kamera – und übt schon fleißig

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Anika Schulze kann es jetzt noch nicht glauben, wenn sie ein Jahr zurückdenkt. Damals hat sie Fußgänger in der Brandenburger Straße befragt, was sie mit dem Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ verbinden. Das Ergebnis sei erschreckend gewesen, sagt sie: Viele hätten den Film gar nicht gekannt. „Gerade in Potsdam, gerade die Ossis.“ Doch dabei seien die berühmten königlichen Ballszenen doch in den Babelsberger Filmstudios gedreht worden, schüttelt sie ihren Kopf.

Wer das Unverständnis von Anika Schulze verstehen will, muss sie kennen. Die 21-Jährige aus Kienwerder bei Potsdam lernt Mediengestalterin für Bild und Ton am Fernsehzentrum Babelsberg (FZB). Das Märchen ist für sie ein „Klassiker“, den sie mag – und noch mehr, weil sie seit Monaten an Bonusbeiträgen über den berühmten Märchenfilm arbeitet. Dazu diente auch die Umfrage in Potsdam – und jüngst eine Reise nach Prag.

Dort traf sie Vaclav Vorlicek, den wohl wichtigsten tschechischen Märchenregisseur, der vor 36 Jahren auch für „Aschenbrödel“ verantwortlich war. Auf der filmerprobten Karlsbrücke – von der zum Beispiel in „Mission Impossible“ ein Schauspieler blutüberströmt in die Moldau stürzt – drehten Anika Schulze und zwei Mitschüler mit Vorlicek ein kleines Intro. Der 79-Jährige trug einen Gehstock bei sich, erinnert sie sich – und an ihr Unbehagen darüber. Vor der Kamera sehe das nämlich gar nicht gut aus, weiß die Expertin. Also habe Vorlicek ihn kurzerhand weggelegt – „sehr professionell“.

Mittlerweile ist Anika Schulze im zweiten Lehrjahr. Als Schnitt-, Ton-, Licht- und Kameraassistentin hat sie inzwischen schon am Set bei „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder im Studio der Polit-Talkshow „Anne Will“ gestanden. In solchen Fernsehstudios rücke man aber allenfalls ein paar Lampen hin und her, erzählt sie, alles sei schon voreingestellt. „Ein wenig frustrierend ist das schon.“ Doch sie habe sowieso andere Pläne. Sie möchte zum Film. Und dazu brauche es Vitamin B, sagt sie und schmunzelt: „Ich versuche an alles heranzukommen, was geht.“

Deswegen wohl auch das Engagement für „Aschenbrödel“. Inzwischen dürfte der Film für Anika Schulze aber mehr bedeuten als nur ein Auftrag. Viele Details kennt sie, etwa die Unmengen Kunstschnee, die in Säcken herbeigeschafft werden mussten, um eine winterliche Kulisse vorzutäuschen. Solche Anekdoten hat ihr auch Regisseur Vaclav Vorlicek erzählt, als sie und ihre beiden Mitstreiter ihn interviewt haben. Nun muss die junge Frau das Material noch sichten, schneiden. Und verbinden mit Gesprächen, die sie mit den Schauspielern Rolf Hoppe und Pavel Trávnícek geführt hat, die bei „Aschenbrödel“ den König und den Prinzen spielten. Viel Arbeit. Doch ihr liegen solche Aufgaben, sagt Anika Schulze selbstsicher. Noch ein paar Monate hat sie Zeit – ihr Kurzfilm soll erst ab Oktober auf einer Sonderausstellung auf Schloss Moritzburg bei Dresden gezeigt werden. Dann werden noch mehr Leute wissen, was es mit dem „Aschenbrödel“ auf sich hat.

Eva Ziebarth

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