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Ungeschminkt, trotzdem unerreichbar. Max Cavalera kam mit seiner Band Soulfly in der Waschhaus-Arena nicht so recht in Kontakt mit den Potsdamern.

© Anne Gröpler

Soulfly im Waschhaus Potsdam: Immerhin: Die Frisuren saßen

Soulfly spielte am Sonntagabend in der Waschhaus-Arena in Potsdam. Das ursprünglich geplante Clubkonzert wäre aber doch die bessere Wahl gewesen - und hätte das Potenzial zur Legende gehabt.

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Potsdam - Eigentlich war es eine zündende Idee, die das Team vom Waschhaus hatte: Mit Max Cavalera und seiner Band Soulfly – die sich mal wieder in Europa herumtrieb, um auf diversen Festivals zu spielen – sollte es ein schweres Sonntagskonzert geben. Gut für die Band, die damit ein zusätzliches Konzert geben konnte, aber auch gut für das Waschhaus und für Potsdam. Denn so etwas wie Soulfly bekommt man wirklich nicht alle Tage geboten.

Clubkonzert im Waschhaus wäre legendär gewesen

So sollte das Konzert nämlich auch im kleineren Saal stattfinden, der nur ungefähr 350 Besucher fasst – und natürlich schnell ausverkauft war. Ein Clubkonzert für eine der größten Metalbands des Planeten, das hätte das Potenzial zur Legende. Allerdings hatte man da nicht mit dem Management der Band gerechnet, das kurz vor Konzert noch unbedingt einen schwergewichtigen Support ins Boot holen musste: und zwar die britischen Progmetaller Monuments, die am selben Wochenende noch auf dem Wacken Open Air einen Gig bestritten. Für beide Bands war der Saal des Waschhauses natürlich zu klein, immerhin rechnete man mit zusätzlichen Karten. Also wurde das Konzert doch in die – zumindest für Metalkonzerte – ungemütlichere Arena nebenan verlegt.

Blöd allerdings, dass das Konzert selbst am Freitag noch überall als ausverkauft gehandelt wurde – was einige potenzielle Besucher abgehalten haben dürfte. Und auch verdammt kurzfristig für die Bookingagentur und das Waschhaus, die nicht nur alles umplanen, sondern auch noch kurz vor knapp den Vorverkauf erneut ankurbeln mussten.

Madstop aus Potsdam wäre die bessere Wahl gewesen

Verschlimmbessern nennt sich so was; zumal Monuments die hohen Erwartungen in der notdürftig verkleinerten Arena kaum erfüllen konnten. Der Hybrid aus Heavy und New Metal wurde arg dünn, wenn es zum Cleangesang kam, aber immerhin saßen die Frisuren. Da wären die Potsdamer Thrasher Madstop die bessere Wahl gewesen – zumal die sich vergeblich als Support angepriesen hatten und sicherlich auch gratis gespielt hätten. Aber das größtenteils in Schwarz gekleidete Publikum war natürlich wegen Soulfly da. Max Cavalera ist mittlerweile ordentlich in die Jahre gekommen – was man nicht nur an seinem überdreht-zotteligem Aussehen, sondern auch ab und zu an der Stimme merkte: 30 Jahre ununterbrochen zu schreien setzt jeder Stimme zu. Hitzeempfinden schien die Legende ebenfalls nicht zu kennen: Über seiner langärmligen Kutte und den obligatorischen Military-Hosen trug er noch eine mit Patches und Nieten zugepflasterte Weste. Very Metal, wirklich. Und dann dauert es keine drei Songs bis zum ersten Sepultura-Coversong: Mit „Refuse/Resist“ vom 1993er Durchbruch-Album „Chaos AD“ huldigt Cavalera ganz schnell der Band, die er vor exakt 20 Jahren verlassen hat. Es wird Zeit, dass die Jungs mal über eine Reunion diskutieren.

Überhaupt schwingen viel die alten Zeiten mit, viel Thrash – die Gitarre auf Kniehöhe gehängt und den Patronengurt am Mikrofonständer. Mit Zyon Cavalera trommelt übrigens der Sohn der Legende: Respekt, wie sich der 23-Jährige die Seele aus dem Leib prügelt. Trotzdem wabert in dem Konzert so viel Routine, dass sie fast zur Lustlosigkeit gerinnt. Ein bisschen Lokalkolorit wirft Cavalera immerhin ins Publikum zurück, als der Fußballfan später mit Babelsberg-03-Trikot auf die Bühne kommt. Ansonsten bleibt er unerreichbar: Wer ihm auf die Schulter klopfen möchte, kann sich für mickrige 50 Euro ein „Meet&Great“ am Merchandising-Stand buchen. Von irgendwas muss man wohl leben, wenn es die Musik kostenlos im Internet gibt. Immerhin: Besser konnte man diesen Sonntagabend in Potsdam wohl kaum verbringen als mit lauter Metalmusik. Na gut, vielleicht doch: Das nächste Mal bei einem Clubkonzert. 

Oliver Dietrich

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