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Sport: Implosion abgewendet

VfL-Handballer in letzter Sekunde zum 31:31 gegen TSV Hannover-Burgdorf

Stand:

An Schulterklopfern hat es hinterher nicht gefehlt. Nach einer Phase der Besinnung kam Pawel Kaniowski aus dem Kabinenbereich der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee und erläuterte den zahlreich verbliebenen Zuschauern im Foyer der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee seine Sicht der Dinge auf ein Spiel, dessen außergewöhnlicher Verlauf dem Publikum auch noch in einigen Wochen erinnerlich sein dürfte. Der als nüchterner Analytiker bekannte Trainer des Handball-Zweitligisten 1.VfL Potsdam hatte schnell eine Wertung parat, die das vorher Geschehene trefflich beschrieb: „Wir haben in der ersten Hälfte doch über unsere Verhältnisse gespielt und das Niveau nicht halten können.“

Das vor 350 Zuschauern in letzter Sekunde von Victor Pohlack durch eine Art Knickfallwurf an der gegnerischen Abwehrformation vorbei gesicherte 31:31 (18:10) der Potsdamer gegen den TSV Hannover-Burgdorf, dies zeigte sich dann am späteren Abend, ist von Wert. Der TuS Spenge, in den kommenden Wochen wahrscheinlicher Dauerrivale der Potsdamer im Kampf um den Verbleib in der 2. Bundesliga Nord, verlor sein Heimspiel gegen die SG Achim/Baden unerwartet deutlich mit 21:31. Das Signal, das dieses Endresultat aussandte, kommentierte VfL-Kreisspieler Marc Thiele so: „Warten wir mal ab, wie die das weggesteckt haben, wenn wir dort am nächsten Sonnabend antreten.“

Thiele sprach auch davon, dass das Unentschieden gegen einen „abgezockten Gegner“ wichtig für das Selbstwertgefühl ist. Eine Niederlage nach derart klarer Halbzeitführung hätte nach Spielende wohl so etwas wie eine Implosion zur Folge gehabt. Die in der Hinrunde vor heimischem Publikum mitunter zu zaudernd spielenden Potsdamer hatten diesmal, wie man so sagt, wirklich alles an die Front geworfen, was verfügbar war.

Das starke Nachlassen nach glänzender erster Halbzeit lässt sich mit dem Trainingsaufbau begründen. Die semiprofessionellen Bedingungen beim VfL lassen nur einen begrenzten zeitlichen Rahmen zum abendlichen Training. Hannover-Burgdorf hatte offenbar, wie etliche andere Zweitligisten auch, in der Weltmeisterschaftspause ausreichend Gelegenheit, neben der so wichtigen Arbeit mit dem Ball etwas für die Kondition zu tun. Die Niedersachsen, die ihrerseits im Schnellverfahren aus einen 11:20 ein 20:23 machten, nutzen zudem „eine gewisse Leichtfertigkeit und falsche Sicherheit, die die klare Führung bei uns mit sich brachte“ (Marc Thiele), aus. Ihr Vizeweltmeister und Linksaußen Tomasz Tluczynski zeigte keinerlei Verschleißerscheinungen und warf zehn Tore.

Die Gastgeber hatten einen solchen Individualisten nicht parat. Sie stützten sich auf das Miteinander. Dies registriert zu haben, zählt mit Blick auf die verbleibenden 15 Spiele zu den Erkenntnissen, die zuversichtlich stimmen. Entsprechend war jedenfalls die Grundstimmung nach der Partie.

1. VfL Potsdam: Pahl, Wagner; Pohlack (6), Melzer (4/1), Böhm (1), Galus (5), Schugardt, Kuhnigk (2), Bolduan (6/2), Kaniowski (1), Wendlandt (1), Thiele (1), Piske, Baumgart (4).

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