
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: In acht Jahren barrierefrei
Behindertenbeauftragter Häschel hat große Ziele / Tramhaltestelle am Stadthaus bald behindertengerecht
Stand:
Potsdam soll spätestens in acht Jahren weitgehend barrierefrei und damit behindertengerecht sein. Dieses Ziel gab der städtische Behindertenbeauftragte Karsten Häschel gestern bei der Vorstellung seines ersten Jahresberichtes in der Stadtverordnetenversammlung vor.
Eine der wichtigsten Maßnahmen sei die behindertengerechte Sanierung der zumeist gepflasterten Straßen und Gehwege in der Brandenburger Vorstadt – bekanntlich ein Pilotprojekt, dessen Umsetzungskonzept dann als Blaupause für andere Kopfsteinpflaster-Stadtviertel dienen soll. Bereits im November 2009 sei mit der Herrichtung eines Gehwegs zur Bushaltestelle am Rudolf-Tschäpe-Platz begonnen worden, so Häschel. Auch mit der Denkmalpflege habe man sich inzwischen geeinigt. So verzichte man auf die Forderung nach Asphaltbändern zum Überqueren von Kreuzungsbereichen. Stattdessen sollen diese Funktion nun Steine mit glatter Oberfläche – ähnlich wie am Alten Markt – übernehmen.
Häschel freute sich besonders darüber, dass der Punkt „Barrierefreiheit“ in diesem Jahr zum ersten Mal als eigener Titel im städtischen Haushalt auftaucht. 80 000 Euro seien im Etatentwurf eingestellt, die vor allem in die Brandenburger Vorstadt fließen sollen. Um das gesamte Viertel barrierefrei zu machen, wären laut Häschel etwa 550 000 Euro nötig. Zum Vergleich: Für die umstrittene Asphaltierung der Mangerstraße will die Stadt nahezu das Dreifache ausgeben.
Ein nicht nur für Mobilitätseingeschränkte seit vielen Jahren bestehendes Ärgernis soll im kommenden Jahr beseitigt werden: Die barrierefreie Tram- und Bushaltestelle vor dem Stadthaus soll 2011 Wirklichkeit werden. Derzeit laufen die Planungen, im kommenden Jahr finden die Bauarbeiten statt, erklärte Reik Becker, Bereichsleiter Verkehrsmanagement, gestern auf PNN-Anfrage. Geplant sei, den Bürgersteig bis an die Tramgleise vorzuziehen, im Fachjargon Haltestellenkap genannt. Zudem soll ein eigener Fahrradweg in diesem Bereich angelegt werden.
Vom boomenden Behinderten-Tourismus möchte Häschel für Potsdam künftig ein größeres Stück vom Kuchen abhaben. Fünf Milliarden Euro würden jährlich deutschlandweit in diesem Segment umgesetzt, 86 Prozent davon machten Kurzreisen aus. Potsdam sei als Zielort dafür geradezu prädestiniert, sagte Häschel. Als gutes Lockmittel habe sich inzwischen der auch im Internet abrufbare Stadtplan für Behinderte erwiesen.
In der Bauindustrie stellte Heschel eine generelle Sensibilisierung für Behindertenbelange fest. Dazu habe auch beigetragen, dass er bei wichtigen Bauprojekten seine Unterschrift leisten müsse. „Unterzeichne ich nicht, darf nicht gebaut werden“. Als Negativbeispiel nannte er indes einen Neubau des Astrophysikalischen Instituts in Babelsberg. Die Rampe sei „gefährlich“, doch erst nach langen Diskussionen seien die Verantwortlichen zur Einsicht gelangt. Lob gab es für den SV Babelsberg. Die Sanierung des „Karli“ sei aus Sicht der Behinderten „vorbildlich“. Die Plätze für Rollstuhlfahrer seien „mitten im Fan-Geschehen“ und zudem gleich neben Versorgungs- und WC-Bereich. Vom Land forderte Häschel eine Förderung des behindertengerechten Wohnungsbaus, damit die oft hohen Mieten moderater werden könnten.
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