Homepage: In Amerika geht alles schneller Zehn Jahre Austausch Potsdam-Milwaukee
Viel Freizeit habe Markus Fels während seines Studienaufenthaltes im amerikanischen Milwaukee nicht gehabt. Nur einmal sei er gemeinsam mit seinen Freunden im Auto die Ostküste hinab zum berühmten Spring Break nach Florida gefahren, um dort mit mehreren tausend US-Studenten ausgelassen die Frühjahrsferien zu zelebrieren.
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Viel Freizeit habe Markus Fels während seines Studienaufenthaltes im amerikanischen Milwaukee nicht gehabt. Nur einmal sei er gemeinsam mit seinen Freunden im Auto die Ostküste hinab zum berühmten Spring Break nach Florida gefahren, um dort mit mehreren tausend US-Studenten ausgelassen die Frühjahrsferien zu zelebrieren.
Neun Monate hatte er im Rahmen des Austauschprogramms zwischen der Universität Milwaukee und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam auf dem Campus ganz in der Nähe des Michigan Sees Wirtschaftskurse besucht, Hausarbeiten geschrieben und letztendlich seinen Master-Abschluss abgelegt. Das System sei dort verschulter, sagt er. Deshalb gehe alles etwas schneller. „Hier gehen wir in unsere Vorlesungen und schreiben am Ende eine Klausur. In Amerika mussten wir während des gesamten Semesters sehr hart arbeiten“, so Markus Fels.
Seit nun schon zehn Jahren gehen Potsdamer Studierende an die Universität Milwaukee um ihren Master-Abschluss in Wirtschaft zu machen. Da ihre dort absolvierten Leistungen auch in Deutschland anerkannt werden, verlängert sich die Studienzeit wie sonst bei einem Auslandsaufenthalt nicht. „Wir müssen uns eben umeinander kümmern“, sagte Hans-Georg Petersen, der Initiator dieses Programms, kürzlich bei der Jubiläumsfestveranstaltung. Nur so könne man seine Chancen auf dem internationalen Markt verbessern. Insgesamt 46 Studierende haben dieses Angebot bisher genutzt. Zehn weitere werden in den kommenden zwei Semestern dort lernen. Viele waren zu den Feierlichkeiten erschienen um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.
„Wer an diesem Programm teilnehmen möchte, geht durch ein strenges Auswahlverfahren“, erzählt eine Studentin. Gute Leistungen im Studium und eine starke, plausible Motivation seien ausschlaggebend, um sich einen Platz zu sichern, sehr gute Englischkenntnisse absolute Voraussetzung, sagt auch Hans-Georg Petersen, der vor einigen Jahren selbst als Gastprofessor in Milwaukee gelehrt hatte. Wer keines der heißbegehrten Stipendien ergattert, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst gefördert werden und einen großen Anteil des Schulgeldes übernehmen, hat die Möglichkeit als so genannter Teaching Assistent zu arbeiten.
Gern würde Hans-Georg Petersen diesen Austausch auch mehr in die andere Richtung sehen. Sein Konzept beschreibt er so: „Wir versuchen die besten Studenten nach Potsdam zu holen, bilden sie aus und schicken sie zurück in ihre Länder, wo sie Führungspersönlichkeiten werden. Dort erzählen sie, dass Potsdam ein Besuch wert ist.“ Zwar kommen seit zwei Jahren auch Studenten aus Milwaukee nach Potsdam, bisher allerdings nur an die Sommer Akademie. Vier Wochen lang hören sie gemeinsam mit weiteren Studierenden aus der ganzen Welt Vorlesungen in Finanzwissenschaft. David Bockelmann aus Milwaukee ist weniger beeindruckt von den Kursen, dafür aber überrascht, dass die Deutschen so sparsam seien. „Hier wirft niemand etwas weg, alles wird gesammelt“, sagt er. Überrascht habe ihn auch die Architektur in den Städten und an der Universität. „Bei uns wird viel billiger und langweiliger gebaut.“
Länderübergreifende Zusammenarbeit scheitert allerdings manchmal an den kleinen Dingen. Der Rektor der Universität von Milwaukee, Rodney A. Swain, konnte leider nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen. An der Passkontrolle bekam er Schwierigkeiten mit seinen Dokumenten und konnte nicht einreisen. Ein Grund mehr für Hans-Georg Petersen wieder hinzufahren und seinen Freund dort zu besuchen. „Außerdem gibt es sonst bestimmt keinen Flughafen mit so einem guten Bücherantiquariat“, sagt er. Hinfahren wird auch Markus Fels jetzt wieder. In den kommenden drei Jahren wird er dort seine Doktorarbeit schreiben und vielleicht endlich länger Chicago oder New York besuchen. „In den Staaten arbeiten sie forschungsorientierter als in Deutschland“, sagt er. Hier sei ihm die Lehre einfach zu theoretisch. Marion Schulz
Marion Schulz
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