
© A.Klaer
Landeshauptstadt: In den Himmel getanzt
Die Straßburgs sind seit 60 Jahren verheiratet und ihre Liebe glänzt noch immer wie ein Diamant
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Als Heiratskandidaten sah die 17-jährige Ingrid den drei Jahre älteren Karl-Heinz Straßburg nicht an, aber er wurde sehr schnell ihr guter Freund, dessen Verständnis und Intelligenz sie schätzte. Mit der Zeit wurde aus der Freundschaft jedoch eine Liebe, die am diamantenen Hochzeitstag noch immer wie ein Edelstein glänzt. Die Straßburgs heirateten am 30. Mai 1953, zwei Töchter wurden geboren und inzwischen hat das diamantene Paar sechs Enkel. Trotz sehr unterschiedlicher Berufe, sie arbeitete als Steuerberaterin, er als Internist, verbindet die beiden viel gemeinsames Wissen und zwei intensiv gelebte Hobbies: der Wassersport und das Amateurfilmen. Sechs Schmalfilme haben eine solche Qualität, dass sie jetzt zum Fundus des Filmmuseums gehören.
1945 durfte Karl-Heinz aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehren, weil er schwer erkrankt war. Bis nach Moskau hatte er sich zu Fuß schleppen müssen. „Die Russen wollten mich loswerden“, sagt er. Zuhause angekommen, wurde der gebürtige Babelsberger gefragt, ob er nicht in der Ballettschule von Ellen Kleve die musikalische Begleitung der Tanz-Elevinnen übernehmen wolle. So lernte er die Ballettschülerin Ingrid kennen und verliebte sich sofort in sie, gestand ihr das jedoch erst viel später. Zielstrebig nahm der junge Mann aber auch sein Medizinstudium in Angriff, forschte zur Diphtheriediagnose und machte seinen Doktor. Dr. Straßburg arbeitete an Krankenhäusern, in der Verkehrsmedizin und als Gutachter. Einmal rettete er einer ganzen Flugzeugmannschaft den Urlaub, weil er als Impffachmann einsprang. Als die Pocken in Bulgarien ausgebrochen waren, durften nur Geimpfte einreisen.
Auf das St. Franziskus Seniorenpflegeheim der Alexianer, an das 2009 neunmal betreutes Wohnen angebaut wurde, fiel die Wahl wegen der Musik. „Unserer Wohnung war die einzige“, erzählt Ingrid Straßburg, „in die kein Sonnenstrahl fällt. Deshalb stand sie wohl länger leer. Dafür hatte sie einen anderen Vorzug. Der Flügel passte mit hinein.“ Die Nachbarn waren eher vom Klavierspiel des neuen Mieters angetan als dass es sie gestört hätte. Und so zogen die Straßburgs 2010 bei den Alexianern ein. „Wir werden öfter gefragt, ob mein Mann nicht mal vorspielen würde und das tut er auch“, sagt die quicklebendige Ingrid, die sich zur Feier des Tages in ein elegantes langes Kleid geworfen hat. Auch ihr Ehemann hat sich schön gemacht, ist gesundheitlich jedoch stärker belastet. Obwohl die beiden zwischen Potsdam und Berlin immer wieder hin- und herzogen, fanden sie, Potsdam sei das Beste für den Lebensabend und genießen bei Spaziergängen die Umgebung. dif
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