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Von Michael Meyer: In den Socken von Peking
Christiane Huth und Stephanie Schiller aus Potsdam wollen mit dem Doppelvierer morgen WM-Edelmetall
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Christiane Huth und Stephanie Schiller werden die beiden einzigen Aktiven der Potsdamer RG sein, die am Wochenende bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Posen (Poznan) im A-Finale rudern. Nachdem am Donnerstag Juliane Domscheit im Einer und Thomas Protze mit dem Vierer ohne Steuermann den Sprung unter die besten sechs Boote verpasst hatten (PNN berichteten), schaffte gestern auch Daniela Reimer im Leichtgewichts- Einer als Fünfte ihres Halbfinals bei strammem Gegenwind nicht den Sprung in den A-Endlauf. Dieses Trio will nun heute wenigstens in den B-Finals so weit vorn wie möglich landen, während Huth und Schiller morgen zusammen mit Peggy Waleska aus Dresden und Annekatrin Thiele aus Leipzig im Doppelvierer nach einer Medaille greifen. Gleiches hat heute der Potsdamer Steuermann Arne Maury mit dem Handicap-Vierer in seinem A-Finale vor.
„Jetzt ist alles möglich“, glaubt Christiane Huth. „Jetzt ist für uns sogar eine Medaille drin – ich bin da optimistisch.“ Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus, denn das erst nach dem letzten Weltcup in Luzern neu zusammengesetzte Quartett fand nur schwer in die WM. Im Vorlauf landete das von der Leipzigerin Angelika Noack und dem Potsdamer Bernd Landvoigt trainierte Boot lediglich auf Platz drei hinter der Ukraine und Großbritannien. „Woran das lag, ist schwer zu sagen, das konnten wir uns selbst nicht richtig zusammenreimen“, meint Huth, und Coach Landvoigt erklärt: „Was die Vier da zeigten, war nicht ihr wahres Gesicht.“ Das hätten sie zwei Tage später im Hoffnungslauf, den sie vor den Britinnen gewannen, gezeigt. „Da sind sie offensiv raus und haben das Feld kontrolliert, wie man sich das vorstellt. Wenn sie diese Leistung im Finale wiederholen, können sie um den Sieg mitfahren“, so Landvoigt.
„Vielleicht war dieser Umweg über den Hoffnungslauf sogar ganz gut. Wir mussten uns da straffen und haben gemerkt, wozu wir bei voller Konzentration fähig sind“, erläutert Christiane Huth, die als Schlagfrau auf den 2000 Metern das Tempo vorgibt. Das tat sie auch 2008, als sie gemeinsam mit Annekatrin Thiele in Peking Olympiasilber im Doppelzweier gewann. Weil ihr Zweier und der Doppelvierer aber zuletzt auf dem Luzerner Rotsee schwächelten, rückten die beiden Olympiazweiten mit ins große Boot, „was natürlich höhere Anforderungen an mich stellt“, erklärt die 28-Jährige vom Potsdamer Seekrug. „Ich muss mich beispielsweise jetzt mit drei statt mit nur einer Partnerin verständigen und eine höhere Schlagzahl als im Zweier fahren.“ Vor allem an der nötigen Harmonie fehlte es zunächst, weshalb bis zuletzt an der Zusammenarbeit im Boot gefeilt wird.
Am frühen Freitagvormittag war der Doppelvierer deshalb erneut auf dem Malta-See unterwegs, ehe am Nachmittag Entspannung angesagt war. Christiane Huth nutzte die Freizeit, um sich mit ihren aus dem heimatlichen Suhl zu den WM angereisten Eltern Sigrid und Wolfgang in Posens Altstadt zu treffen. Heute sind wieder zwei Trainingseinheiten geplant, „damit wir nicht so träge werden“, meint die Schlagfrau, die im morgigen Endlauf die beiden Vorlaufsieger Ukraine und USA als stärkste Kontrahenten im Kampf um Gold erwartet. Und die schon mal ein weiteres mögliches Erfolgsgeheimnis lüftete: „Annekatrin und ich werden dann unsere Socken tragen, die uns in Peking Glück brachten.“
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