
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: In der Enge die Nähe finden
Musik, Tanz und Kulinarisches sollen die Schlaatzer zum Stadtteilfest am Samstag zusammenbringen
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Am Schlaatz - Matthias Stempfle hat mit der Nachbarschaftsarbeit schon mal angefangen: Unter zwei schattenspendenden Bäumen hat der junge Diakon auf dem Schlaatzer Marktplatz sein Lager aufgeschlagen: Um eine Holzkiste stehen acht Plastikstühle. Auf einem hat es sich Stempfle gemütlich gemacht, es gibt kostenlos Tee, Kaffee und Kekse. „Wir reden hier über Gott und die Welt“, erklärt der bärtige Kirchenmann mit der kleinen runden Brille. Das sei eine Einladung unter Nachbarn – Stempfle ist ein eiliger Vorreiter.
Am Samstag findet im Schlaatz zum zweiten Mal das „Stadtteilweltmusikfest“ statt. In der Zeit von 15 bis 23 Uhr lädt die Schlaatzer Allianz Groß und Klein auf dem Marktplatz zu Musik, Tanz und kulinarischen Köstlichkeiten ein. Nach dem Motto raus aus der Wohnung, hinein ins Nachbarschaftsleben sollen sich die Schlaatzer auf der Tanzfläche näher kommen und Kontakt zu Vereinen, sozialen Trägern, Wohnungsbaugesellschaften, der Kirche und anderen Mietern knüpfen.
Das passiert bislang noch zu selten, findet Friedrich Reinsch, Geschäftsführer des Vereins „Soziale Stadt“. Gemeinsam mit Partnern wie der Stadt, dem Bürgerhaus oder dem diakonischen Werk ist Reinsch an dem Fest im Schlaatz beteiligt. Gestern präsentierte er das Festprogramm für das Plattenbaugebiet. Hier wohnten die Menschen eng beieinander, aber kennen sich kaum. „Aus der Enge muss auch Nähe werden“, sagt Reinsch, damit das Wohngebiet mit seinen „Eigenheiten“ zur Heimat werden kann.
Die Eigenheiten des Schlaatzes sind zumeist negativ besetzt: Auf engem Raum leben verschiedenste Kulturen beieinander, die Arbeitslosigkeit ist hoch, das Sicherheitsgefühl niedrig. Auch Katrin Feldmann vom „Stadtkontor“ kennt die Probleme: „Der Schlaatz ist ein Starter-Wohngebiet.“ Zwar treibe es viele Leute hierher, aber nur wenige blieben länger. „Deshalb ist es wichtig, dass die die bleiben, sich kennenlernen“, sagt sie und Friedrich Reinsch ergänzt: „Wenn die Leute lernen, sich zu unterstützen, dann kann man auch schwächere Lebensabschnitte überbrücken.“
Zum Kennenlernen genügt ein Blick auf das Festprogramm: Gefüllt wird es zu großen Teilen von Künstlern aus dem Kiez. Afrikanische Trommler eröffnen das auch „Sommerfest 14478“ oder kürzer „Sommer’78“ genannte Fest. Auch die Potsdamer Promenaders sind dabei, das Ensemble Dalaa zeigt orientalischen und der Verein Du und ich vietnamesischen Tanz. Selbst Breakdance und Hip-Hop wird zu sehen sein. Am Abend sind die Elektroswinger „Dirty Honkers“ und die Elektropunker von „Guts Pie Earshot“ eingeladen. Für Kinder gibt es ein buntes Programm, die Moderation des Festes übernimmt RBB-Sprecherin Elvira Siebert.
Auch Diakon Matthias Stempfle wird dann dabei sein. Seinen Platz am Marktplatz hat er sich mit seiner Nachbarschaftsarbeit schon am Dienstag gesichert. Noch bis Donnerstag will er hier sitzen und reden. Er ist ein Vorposten für das Fest. Ganz verschiedene Nachbarn hat er bei Tee, Kaffee und Kuchen schon kennengelernt: „Man staunt, was die Schlaatzer so alles beschäftigt.“
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