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Von Michael Meyer: In der Kurve sehr gut gefühlt

Nach langem Verletzungspech wurde Nadja Bahl nun U20-Europameisterin

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Die ersten Tage nach ihrem bislang größten Triumph verlebt Nadja Bahl daheim bei ihrer Familie in Perleberg, bei Mutter Ramona, Vater Thomas und Schwester Lea (10). „Natürlich musste ich schon öfter meine Goldmedaille zeigen“, erzählt die Sprinterin des SC Potsdam, die bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der U 20 in Novi Sad am Sonntag mit der deutschen 4mal-100-Meter-Staffel den Titel gewonnen hatte (PNN berichteten).

In Novi Sad erlebte Bahl in der vergangenen Woche ein Wechselbad der Gefühle. In ihren Einzelrennen über 100 Meter als Dritte ihres Vorlaufs für das Halbfinale qualifiziert, verpasste sie dort in 11,89 Sekunden den Endlauf genau um eine Hundertstelsekunde; die Britin Torema Dorsett war schneller (11,88). „Das war schade. Aber daraus lernt man – beispielsweise, noch mehr zu trainieren“, meint die Sportschülerin, die seit zehn Jahren läuft, 2007 von Einheit Perleberg nach Potsdam wechselte und jetzt nach den Sommerferien in die 11. Klasse kommt.

Ihre couragierte Solo-Vorstellung soll- te sich für Nadja Bahl aber doch noch auszahlen. In der Staffel nämlich hatte Bundestrainer Alexander Seeger zunächst Jessica Wenzel aus Saarbrücken den Vorzug gegeben. „Der Trainer begründete das damit, dass sie fast genauso schnell sei wie ich“, erinnert sich die Potsdamerin, die 2008 bei den Junioren-Weltmeisterschaften ebenfalls für die Staffel nominiert worden war, dann aber unberücksichtigt blieb. Dank ihrer guten Einzel-Zeiten rückte sie diesmal für das Finale aber doch in das Quartett und lief hinter Startläuferin Yasmin Kwadwo (Wattenscheid) und Leena Günther (Köln) sowie vor Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer (Oldenburg) ein beherztes Rennen.

„Ich habe mich in der Kurve sehr gut gefühlt“, erinnert sich Nadja Bahl noch an den Endlauf, den Deutschland in 44,86 Sekunden vor Polen (45,12) und den Niederlanden (45,88) gewann. Der Sieg an sich war nicht überraschend, nachdem die Mitfavoriten Frankreich und Großbritannien im Vorlauf durch Wechselfehler ausgeschieden waren. „Wir hatten uns deshalb Sicherheits-Wechsel vorgenommen, die auch alle gut klappten“, so die Sprinterin, die mit ihren 17 Jahren und nur 1,64 Metern Körpergröße die Jüngste und Kleinste im deutschen Quartett war und trotzdem berichten kann: „Wir verstehen uns alle gut und haben in Novi Sad vieles gemeinsam unternommen.“

Dass Nadja Bahl jetzt U 20-Europameisterin wurde, ist erstaunlich, denn sie konnte wegen einer Lendenwirbelverletzung den kompletten Winter nicht trainieren und erst im März ihre Übungseinheiten wieder aufnehmen. „Das zeigt, dass sie hochtalentiert sein muss“, meint ihr Heimtrainer Frank Möller. „Der Titel ist eine schöne Belohnung dafür, dass sie im Frühjahr nie aufgegeben hat.“

Ehe Bahl noch ein paar Wochen Sommerferien genießen wird, wird sie ab morgen erst einmal wieder trainieren. Bei den Deutschen Jugend- Meisterschaften Ende nächster Woche in Rhede will sie ihre persönliche Bestzeit von 11,78 Sekunden weiter verbessern. „Dann“, sagt sie, „bin ich mit der Saison rundum zufrieden.“

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