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Landeshauptstadt: In der Mitte ein Mammutbaum

Rückführung des Nordischen Gartens auf seinen Originalzustand beginnt mit Wegeerneuerung

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Rückführung des Nordischen Gartens auf seinen Originalzustand beginnt mit Wegeerneuerung Dunkel umstehen Koniferen, Lebensbäume, Schlangenhautfichte, Eiben, Krummholzkiefer, Hemlockstanne und zahlreiche andere Nadelgehölze die große ovale Rasenfläche und schirmen sie gegen den Wind ab. Leuchtend gelb gefärbt ist im Herbst dagegen das Laub der beiden Ginkgos, eines weiblichen und eines männlichen, die mit der Anlage des Gartens um 1860 gepflanzt wurden und seitdem 23 Meter hoch aufgewachsen sind – der Nordische Garten oberhalb der Maulbeerallee ist ein idealer Ort für herbstliche Spaziergänge. Doch das Lustwandeln durch den Garten ist erst wieder ab Ende November möglich, denn bis dahin bleibt er Baustelle. Erfahrene Landschaftsbauer der Berliner Firma Sünder sind im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten unter ihrem Vorarbeiter Stefan Buhrmeister dabei, die Wege der Querachse rund um die Rasenfläche und die von der Höhenstraße den Hang hinunterführenden zu erneuern. Dabei geht es nicht nur um das Einbringen von zwölf Zentimetern grobkörnigem Schotter als Unterbau und drei Zentimetern feinerem als Zwischenschicht sowie die zwei bis drei Zentimeter dicke Decke aus gelblichem Promenadengrand. Vielmehr wird auch der Wegeverlauf korrigiert. Dazu hat Sven Hannemann, der für das Parkrevier II in Sanssouci zuständige Fachbereichsleiter, am Computer den historischen, von Gustav Meyer 1865 gezeichneten Plan mit dem Ist-Zustand überlagert und erhebliche Abweichungen festgestellt. Die Wege haben sich nicht nur aus den Achsen verschoben, sondern sind durch die Gehölze von ursprünglich zwei bis drei Metern Breite teils bis auf die Hälfte verengt worden. Mit der Rückführung auf den Originalzustand wird die Schönheit des Gartens besser erlebbar, der eigentlich eine „Notlösung“ war, erläutert der stellvertretende Gartendirektor Dr. Jörg Wacker. Als Friedrich Wilhelm IV. nach 1840 sein letztlich unvollendet gebliebenes Triumphstraßenprojekt auf den Höhen nördlich Sanssoucis in Angriff nahm, sollte an der Stelle des 1769 aus Holz errichteten Orangeriegebäudes ein Logierhaus für die königlichen Gäste entstehen Dann erwies sich aber, dass für sie im neuen Orangerieschloss ausreichend Platz war. Das Logierhaus wurde nicht gebaut. Damit stand Peter Joseph Lenné plötzlich vor der schwierigen Aufgabe, die Fläche zu gestalten. Er wählte die regelmäßige Anlage eines Nordischen Gartens als Kontrast zu dem südlich der Maulbeerallee bereits der Vollendung entgegen gehenden Sizilianischen Garten. In der „Rekordbauzeit“ von nicht einmal zwei Jahren wurde die Anlage 1861 fertiggestellt, wozu Lenné alle irgendwie verfügbaren Nadelgehölze heranholte. In die Mitte der von einer Bepflanzung aus Fuchsien und Pelargonien gerahmten Rasenfläche wurde ein Mammutbaum gesetzt. An der Nordseite entstand ein 7,40 Meter hohes mit Muscheln und farbigem Glas ausgekleidetes Grottenbauwerk mit einem Aussichtsaltan, rechts und links zogen sich bogenförmig Laubengänge den Hang hinunter zu der alten Kirschtreibmauer, vor der eine Pergola errichtet wurde. Im Laufe der Jahrzehnte hat der Garten manche Veränderung erfahren, so nach 1950 einen Wechsel der Bepflanzung durch viel Hornkraut und Stinkwacholder, was Gartendirektor Dr. Harri Günther nach seinem Amtsantritt 1959 allerdings revidierte. Die jetzige Wegeerneuerung ist nur der Anfang zur Rückführung des Nordischen Gartes auf sein ursprüngliches Gesicht. Nächster Schritt soll die behutsame Ergänzung und Erneuerung der Bepflanzung sein. In der Mitte der Rasenfläche wird es wieder einen Mammutbaum geben. Notwendig wären auch die Restaurierung der Grotte, die Wiederherstellung der wegen Baufälligkeit 2002 abgenommenen Pergola und die Ergänzung des Skulpturenschmucks, so in der Grotte der „Knabe mit Gans“, eine Bronzeplastik von F. H. Schindler (1856), und am westlichen Ende der Querachse das antike Paar Amor und Psyche. Vom Gänsejungen soll ein Nachguss angefertigt werden, Amor und Psyche haben sich in Teilen im Depot erhalten. Wann all diese Aufgaben in Angriff genommen werden können, ist angesichts der schmalen Kassen der Stiftung ungewiss. Hier läge ein dankbares Betätigungsfeld für Sponsoren. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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