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Landeshauptstadt: „In der Oberliga der Tagungsstädte“

Der Potsdamer Kongress-Organisator Thomas Kühn über den Ruf der brandenburgischen Landeshauptstadt als Veranstaltungsort für Tagungen und Kongresse, nicht ausgeschöpftes Potenzial und schädliche Diskussionen

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Herr Kühn, zum vierten Mal hat der Potsdamer Verein Pro Wissen am Donnerstagabend den Kongresspreis verliehen. Ausgezeichnet werden Organisatoren von in Potsdam stattfindenden Tagungen und Kongressen aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Kultur. Welche Bedeutung hat die Stadt als Kongressstandort?

Meiner Meinung nach spielt Potsdam in der Oberliga der deutschen Tagungsstädte, auf Augenhöhe mit Städten wie Berlin, Hamburg, München oder Köln. Sicherlich nicht in quantitativer Hinsicht, aber sicherlich in qualitativer. Allerdings gibt es einfach noch zu wenige Tagungshotels.

Was macht die brandenburgische Landeshauptstadt als Tagungsort denn so interessant?

Zunächst die unmittelbare Nähe zur Bundeshauptstadt. Die Lage ist einfach spannend. Das ganze Umfeld ist spannend. Begleitende Rahmenprogramme sind ohne weiteres unaufwendig organisierbar und die vorhandenen Tagungsstätten sind qualitativ absolut hochwertig. Das zeigt auch das diesjährige Ergebnis des bundesweiten Wettbewerbs ’Die besten Tagungshotels in Deutschland’. Das Seminaris Seehotel, das Avendi Hotel am Griebnitzsee und das Kongresshotel Potsdam belegten hervorragende Plätze. Das Seminaris wurde sogar Sieger in der Kategorie Seminar.

Welche Branchen zieht es vor allem nach Potsdam?

Durchweg alle Branchen. Nach meinem persönlichen Dafürhalten ist Potsdam bestimmt besonders geeignet für Wissenschaftskongresse, aber auch Vereine und Verbände fühlen sich hier sehr wohl. Sicherlich auch Softwarefirmen im weitesten Sinne. Selbst wenn die SPD heute ihren Bundesparteitag in Leipzig abhält, ist die Stadt Potsdam aufgrund der Nähe zu Berlin sicher auch ein guter Standort für Parteien.

Wie lange bleiben die Teilnehmer von Kongressen und Tagungen in der Regel in der Stadt und wie profitiert diese vom Tagungstourismus?

Die Aufenthaltsdauer ist sehr unterschiedlich. Sie wird sich aber im Schnitt wohl zwischen ein und zwei Nächten einpegeln. Wie Potsdam davon profitieren kann? Mit Sicherheit sind jedenfalls jegliche Diskussionen um eine Bettensteuer oder eine Tourismusabgabe kontraproduktiv. Die Stadt wäre besser beraten in die Infrastruktur zu investieren und zum Beispiel über die Gewerbesteuer mehr Einnahmen zu generieren. Denn auch Tagungsgäste sind Touristen, die in der Stadt Geld lassen, und zwar nicht nur im Tagungshotel.

Wie sieht in der Regel das Rahmenprogramm in Potsdam aus? Was ist besonders gefragt?

Ohne Frage steht das Preußenerlebnis ganz weit oben. Das kann ein Schlossbesuch sein, aber auch einfach nur eine Stadtrundfahrt. Dann ist es natürlich auch der kurze Weg nach Berlin. Das steht auf der Hitliste auch ganz weit oben.

Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf – abgesehen von der zu geringen Zahl der Hotelstandorte?

Ich denke, dass Anbieter mehr kooperieren könnten. Sie müssten auch deutlicher in der Öffentlichkeit präsent sein. Es gibt in der Stadt eine Reihe von Locations, aber die spielen lediglich im regionalen Geschäft eine Rolle und sind überregional kaum bekannt. Dabei haben sie durchaus Qualitäten, die sich mit vergleichbaren Standorten messen lassen können. Außerdem könnte ich mir beispielsweise vorstellen, dass die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten offensiver ihre für die Öffentlichkeit zugänglichen Gebäude für externe Nutzungen bewirbt.

Das Interview führte Matthias Matern

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