Links und Rechts der Langen Brücke: In der Reifeprüfung
Michael Erbach über einen Generationswechsel
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Eigentlich ist es keine Überraschung: Mike Schubert wird im kommenden Jahr im Wahlkreis Potsdam-Süd zur Landtagswahl antreten. Es wird ein spannendes Duell, denn der Konkurrent wird wohl kein geringerer als Schuberts ständiger Widerpart in der Stadtverordnetenversammlung, der mächtige Fraktionschef der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, sein. Dieser wird sich vermutlich die Hände reiben – nicht zu Unrecht. Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2004 musste sich Scharfenberg noch einem SPD-Kandidaten geschlagen geben – keinem geringeren als Ministerpräsident Matthias Platzeck. Scharfenberg zog über die Landesliste ins Landesparlament ein und ist derzeit innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Da sich in den Plattenbaugebieten im Potsdamer Süden die Hochburgen der Linken befinden, hätte Scharfenberg als Kandidat gute Chancen, im September 2009 den Direkteinzug in das Landesparlament zu schaffen. Erst vor wenigen Wochen bekam der Potsdamer Linke-Chef bei den Kommunalwahlen im Wahlkreis IV rund 4000 Stimmen mehr als SPD-Oberbürgermeister Jann Jakobs. Doch auch die Tatsache, dass Scharfenberg überhaupt die meisten Stimmen in Potsdam auf sich vereinen konnte, nutzte am Ende wenig. Die Linke verlor zwei Mandate und ist im Stadtparlament mit 17 Abgeordneten im Augenblick einer zahlenmäßig fast doppelt so großen Stadt-Koalition aus SPD, CDU/ANW, Bündnis 90/Grüne und FDP/Familienpartei hoffnungslos unterlegen. Der lange Jahre als Nachwuchspolitiker titulierte Mike Schubert ist der Mann, der dieses Bündnis maßgeblich mit eingefädelt hat. Doch wird der SPD-Kreischef und SPD-Fraktionsvorsitzende nun gegen Scharfenberg im Landtagswahlkampf verheizt? Das ist nicht der Fall – Schuberts Nominierung ist die logische Konsequenz aus einem konsequent betriebenen Generationswechsel in der Potsdamer SPD. Matthias Platzeck und der frühere Kreisvorsitzende Rainer Speer wären noch nicht zu alt, um in der Landeshauptstadt sozialdemokratische Politik zu bestimmen. Aber sie haben ihre Wahlkreise in die Peripherie des Landes verlagert, um dort die personalgeschwächte SPD zu stärken. Und haben ebenso konsequent in Potsdam Platz für Jüngere gemacht. Damit ist die Potsdamer SPD von den drei großen Parteien die erste, die den Generationenwechsel mit Energie vorantreibt. Und zu solch einem Prozess gehört es, sich großen Aufgaben zu stellen – auch wenn die Gefahr zu verlieren groß ist. Welche Pläne die Landes-SPD mit dem 35-jährigen Politikwissenschaftler Schubert hat, ist noch unklar. Aber, ob er über einen guten Platz auf der Landesliste schon diesmal die Fahrkarte für das Landesparlament erhält, oder nicht – Schubert ist mitten in der Reifeprüfung. Die Linke und die CDU in Potsdam müssen jedenfalls aufpassen, dass sie ihren Generationswechsel nicht verschlafen.
Michael Erbach
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