Landeshauptstadt: In Mutters Auftrag
Wolfhard Kirsch und Michael Drechsler sanieren in Babelsberg Häuser – auch in diesem Jahr
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Babelsberg - Das erste Haus, dass Wolfhard Kirsch in Babelsberg sanieren ließ, war die Heinrich-von-Kleist-Straße Nummer 6. Er erwarb es über familiäre Kontakte. Damals gab ihm seine Mutter mit auf den Weg: „Junge, wenn, dann musst du gleich die ganze Straße machen.“ Kirsch nahm seine Mutter beim Wort. Er und sein Geschäftspartner Michael Drechsler begannen also, Häuser zu kaufen, deren Wohnungen zumeist nur Kohlenheizung und Außentoilette besaßen, „zogen sie sozialverträglich leer“, wie Kirsch sagt. Dann sanierten und verkauften sie sie wieder. Wobei sie die Häuser aus steuerlichen Gründen erst verkaufen und dann sanieren. Im Nachhinein verwalten beide die Häuser im Auftrag der Kapitalanleger. 500 Wohnungen haben Kirsch & Drechsler bereits im Bestand. Allein in der Großbeerenstraße seien 100 Wohnungen durch sie saniert worden. Pro Jahr kommen vier bis fünf Häuser hinzu. „Wir haben einiges dafür getan, dass Babelsberg wieder schön wird“, sagt Kirsch. Er liebe diese Gegend inzwischen und gehe nicht wieder zurück nach Bayern, von wo er 1990 nach Potsdam kam. Damals in den 90er Jahren habe es wenige sanierte und viele unsanierte Häuser gegeben. Kirsch: Heute ist das Verhältnis umgekehrt.
Vor Journalisten erläuterte Kirsch gestern die Vorhaben dieses Jahres. Demnach werden Kirsch & Drechsler die Häuser Karl-Liebknecht-Straße 9 und 10, die Karl-Liebknecht-Straße 10, die Schornsteinfegergasse 1, den Konsumhof 5 sowie das herausragende Eckhaus Rudolf-Breitscheid-Straße 27 wieder herstellen. Dabei werden nach Kirschs Angaben 46 Wohnungen und acht Läden entstehen. Vor der Sanierung dieser Häuser seien nur drei Wohnungen belegt gewesen, deshalb spricht Kirsch auch „von einem echten Zugewinn für den Babelsberger Wohnungsmarkt“. Auch seien alle Läden bereits vermietet, die ehemaligen Gewerbemieter zögen wieder an ihren Standort zurück. Zusätzlich entstehen Kirsch zufolge in der Karl-Liebknecht-Straße 10 ein Tschibo-Laden und eine Eisdiele.
Zu den weiteren Projekten von Kirsch & Drechsler gehört die Sanierung eines Hauses in Stahl-Skelett-Konstruktion in der Karl-Gruhl-Straße 45 - 47. Baubeginn soll im Frühjahr 2007 sein, die Bauzeit acht Monate betragen. Dort werden 17 Wohnungen mit insgesamt 1064 Quadratmetern Wohnraum entstehen. Kirsch zufolge werden alle Wohnungen mit einer Loggia oder einem Balkon ausgestattet sein. Der besondere Clou dieser Sanierung: In Abstimmung mit dem Denkmalschutz erhält das Gebäude, das momentan einem DDR-Plattenbau gleicht, „eine richtige perfekte Stuckfassade“, so Kirsch. Es werde aussehen, als stünden dort drei unterschiedliche Häuser – die Blocksituation wird optisch aufgelöst. Die Wohnungsmieten liegen zwischen 7,70 und 8,20 Euro pro Quadratmeter.
Insgesamt schätzt Kirsch, habe er etwa 110 Millionen Euro Investitionskapital nach Babelsberg geholt. Die jährliche Investitionssumme von Kirsch & Drechsler beziffert Kirsch mit etwa zehn Millionen Euro, die Kosten für Grundstückserwerb inbegriffen. Falls eines Tages alle Häuser saniert sind, könne sich Kirsch auch den Neubau von Häusern vorstellen.
Aber soweit ist es nicht. Zwei noch unsanierte Häuser stehen ausgerechnet in der Heinrich-von-Kleist-Straße, die Nummern 14 und 15. Es ist die Straße, von der Kirschs Mutter sprach. Der Eigentümer dieser Häuser ist nicht Kirsch – sondern Theodor Semmelhaack.
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