Von Thomas Gantz: In Position gebracht
Der Handball-Zweitligist VfL Potsdam geht gut vorbereitet in die wichtige Partie gegen Wilhelmshaven
Stand:
Nicht viele Mannschaften haben sich in der 2. Handball-Bundesliga Nord im bisherigen Saisonverlauf so viel Respekt erspielt wie der VfL Potsdam. Dies gilt weniger, weil seine Spieler mit dem Ball Wunderdinge anzustellen vermögen sondern vielmehr, weil sie im bisherigen Saisonverlauf die Begriffe „unberechenbar“ und „kompakt“ anschaulich und einträglich zu interpretieren verstanden.
Vor dem am kommenden Sonntag anstehenden Heimspiel gegen den Wilhelmshavener HV (16 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) haben die Potsdamer als Tabellenvierter bemerkenswerte 12:4 Punkte auf dem Konto. Sie haben sich im Bemühen um die sportliche Qualifikation für die neue eingleisige Zweite Liga in Position gebracht und wollen nun, wie man so sagt, am Drücker bleiben. Dies gilt ungeachtet der Tatsache, dass die aktuelle Zwischenbilanz jetzt auch schon für die komfortable Situation sorgt, dass der VfL sich auch einmal einen resultatsmäßigen Fehltritt leisten kann, ohne dass das Große und Ganze gleich ins Wackeln gerät.
Rüdiger Bones, der seit dreieinhalb Monaten im Amt befindliche Trainer der Potsdamer Bundesliga-Handballer, stuft den Schwierigkeitsgrad des bevorstehenden Matches sehr hoch ein. „Wilhelmshaven spielte bislang sehr wechselhaft und ist irgendwie schwer zu greifen. Wir brauchen Konzentration und Frische, um unsere sportlichen Vorzüge durchzubringen“, so Bones, der für den Mittwochabend eine sehr harte Trainingseinheit mit umfänglichem Üben des Konterspiels ankündigte und für heute seinen Spielern trainingsfrei gegeben hat, um die Balance zwischen Belastung und Erholung beizubehalten. Bones ist sich sicher, dass diese Herangehensweise für den Verlauf der kommenden Wochen sehr wichtig sein wird. Er ist heilfroh, dass Leistungsträger wie Victor Pohlack, Lars Melzer oder Stephan Mellack ihre körperlichen Wehwehchen derzeit „im Griff“ haben und so versucht werden kann, bis zur Punktspielpause im Januar womöglich schon etwas Distanz zum ominösen neunten Tabellenplatz herzustellen. Im Frühjahr, wenn es kräftemäßig an die Reserven geht, könnte sich ein Punktepolster für den von der personellen Quantität her nicht eben üppig ausgestatteten VfL noch als nützlich erweisen.
An den kommenden Gegner haben die Potsdamer durchweg gute Erinnerungen. In der Vorsaison, als Wilhelmshaven lange Zeit sehr große Probleme hatte, gewannen sie beide Partien (32:26 und auswärts 26:24). Die sechs Jahre, die die Norddeutschen zwischen 2002 und 2008 in der 1. Bundesliga verbrachten, sind für ihre immer noch zahlreichen Anhänger ohnehin nur noch schöne Erinnerung. Unter dem Trainer Michael Biegler (heute TV Großwallstadt) spielten damals bekannte Handballer wie der frühere polnische Auswahltorhüter Adam Weiner (FA Göppingen), die deutschen Nationalspieler Oliver Köhrmann(Großwallstadt), Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin) oder der isländische Rechtsaußen Gylfi Gylfason (GWD Minden) für den Wilhelmshavener HV, der als Tabellensiebter nach Potsdam kommt und vor dem Spiel beschwerliche sechs Stunden Busfahrt zu absolvieren hat. Im Leistungshandball gilt gemeinhin der Grundsatz, dass derjenige, der vor dem Spiel schon so lange unterwegs war, drei, bis vier Tore besser sein muss, um als Gast zu Punktezuwachs zu kommen. Die Beantwortung der Frage, ob dieser theoretische Ansatz am Sonntag von den Gästen praktisch unterfüttert werden kann, verleiht der Partie den speziellen Reiz.
Thomas Gantz
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