Landeshauptstadt: In Potsdam werden die Ein-Euro-Jobs rar
Träger müssen sich jetzt um Stellen bewerben
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In Potsdam werden in diesem Jahr erneut weniger Ein-Euro-Jobs vergeben. Grund ist eine Mittelkürzung beim Jobcenter im Millionenbereich. Das sagte Potsdams Jobcenter-Chef Frank Thomann am Donnerstag auf einer Informationsveranstaltung im Stadthaus. Demnach müssen sich Träger wie die Weiterbildungseinrichtungen Urania, Dekra, die Selbsthilfeorganisation Sekiz oder die Volkssolidarität auf einen stärken Wettbewerb um die verbliebenen Ein-Euro-Stellen einrichten.
„Wir haben in den vergangenen Jahren über sehr viel mehr Mittel verfügt“, erklärte Thomann. Im Vergleich zum Jahr 2010 sei das Integrationsbudget der Behörde von 15 auf neun Millionen Euro gekürzt worden. Daher habe man sich entschieden, die Ein-Euro-Maßnahmen zurückzufahren, sagte Thomann. Für diese Entscheidung sprechen die anhaltend guten Zahlen auf dem Arbeitsmarkt. Mit 8,5 Prozent gibt es in Potsdam so wenig Arbeitslose wie nie zuvor in einem vergleichbaren Monat seit dem Jahr 1992. Deshalb wurden die Geldflüsse innerhalb des Jobcenters umgeleitet. Vor allem Menschen, die seit kurzem ohne Arbeit sind, sollen über entsprechende Fortbildungen schnell in den ersten Arbeitsmarkt zurückkehren können. Für Langzeitarbeitslose hat die Behörde dadurch weniger Geld übrig – dabei waren gerade für sie die Ein-Euro-Jobs in Kindergärten, in der Grünpflege, in Stadtteilläden oder in Kirchen und Vereinen gedacht.
Gab es früher in Potsdam bis zu 1100 solcher Ein-Euro-Stellen, sinken die Kapazitäten in diesem Jahr auf nunmehr 350 Stellen ab. Zudem werden die Ein-Euro-Jobs künftig maximal fünf Monate dauern, statt vorher in der Regel sechs Monate. „Wir haben ein knappes Gut“, sagte Thomann, das solle zielorientierter verteilt werden.
Bislang konnten sich freie Träger das ganze Jahr über um die Stellen bewerben. Auf Zuruf wurden sie vom Jobcenter vergeben. Nun gibt es mit dem 5. April ein festes Datum, bis zu dem die Einrichtung ihre Bewerbungen einreichen können. Ein Gremium des Jobcenters wird dann über die Vergabe entscheiden.
Kein leichter Prozess: Jobcenter Mitarbeiter Jörg Bintheim rechnet mit Wäschekörben voller Bewerbungen. Bis Ende April sollen die Stellen nach einem festen Plan vergeben werden. So können beispielsweise im Juli 20 der Ein-Euro-Jobs im Bereich Grünfläche vergeben werden, im August hingegen gar keine. Dafür profitieren dann Vereine, Stadtteilläden, Schulen oder Kirchen von den Helfern.
Die sogenannten Ein-Euro-Jobs werden ausschließlich an Hartz-IV-Empfänger vergeben. Sie erhalten mindestens 1,30 Euro pro Arbeitsstunde zusätzlich zum Arbeitslosengeld II. Langzeitarbeitslose können sich beim Jobcenter um eine Stelle bewerben, aber auch unter Androhung einer Leistungskürzung zu der Arbeit verpflichtet werden. Tobias Reichelt
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