Uni-Kindertagesstätte „klEinstein“: In Puschen zur Kita
Die Uni-Kindertagesstätte „klEinstein“ am Neuen Palais bietet mehr Räume für insgesamt 110 Kinder. Ein Besuch vor Ort.
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Als der kleine Luis in Gummistiefeln das rote Band durchschneidet, ist es kurz nach 10 Uhr. Hinter ihm drängen erwartungsvoll 15 Kinder und ein Dutzend Eltern nach vorne, um die neuen Räume ihrer Kita unter die Lupe zu nehmen. Seit Dienstag betreuen 14 Erzieher der Uni-Kita – genauer: der Betriebskindertagesstätte „klEinstein“ des Studentenwerks Potsdam am Neuen Palais – 110 Kinder im Alter zwischen drei Monaten und sechs Jahren – und damit zehn mehr als bislang. Ihre Räume erstrecken sich nun auf das gesamte Erdgeschoss in einem der drei achtgeschössigen Plattenbauten der Studentenwohnanlage in der Kaiser-Friedrich-Straße direkt hinter dem Neuen Palais. Wo früher der Hausmeister wohnte, stopfen nun die „Spezialisten“, dreijährige bis schulreife Kinder, ihre Klamotten in knallrote Spinde und laufen noch etwas schüchtern über das gelbe, rote oder grüne Linoleum.
2007 hatte das Potsdamer Studentenwerk die Betriebs-Kita gemeinsam mit dem Träger „Kinderwelt GmbH“ für 65 Kinder eröffnet und fünf Jahre später auf insgesamt 100 Plätze erweitert. Nach der Wende sei die Zahl der Studierenden mit Kindern zunächst so stark eingebrochen, dass einige Betreuungseinrichtungen in Potsdam geschlossen wurden, erzählt Gudrun Wewetzer vom Studentenwerk. Mittlerweile, so zeigt die letzte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks von 2012, ziehen fünf Prozent der Studierenden in Deutschland Kinder groß – zwei Drittel davon eins, fast jeder zehnte immerhin drei oder mehr Kinder. Dagegen haben in Brandenburg rund 90 Prozent der studierenden Eltern nur ein Kind zu versorgen.
Das Potsdamer Studentenwerk bietet Vätern und Müttern unterschiedliche Betreuungsformen an. So können Eltern in der Studentenwohnanlage am Campus Griebnitzsee ihre Töchter und Söhne zur Tagesmutter bringen, in der Breiten Straße dagegen seit Anfang des Jahres zur kurzzeitigen Betreuung abgeben. „Die Zahl der Kita-Plätze für Studenten reicht aus“, sagt Wewetzer, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Für die Kita „klEinstein“ muss man sich allerdings auf einer Warteliste eintragen, erzählt die Leiterin Christin Neugebauer. Nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft des Schlossparks und zweier Abenteuerspielplätze machen den Standort attraktiv. Die Kita selbst bietet neben hellen Räumen einen großen mit Matten ausgelegten Sportraum und im Keller eine Kindersauna. Während des Semesters sind die Betreuungszeiten bis 20 Uhr abends besonders lang.
„Acht bis zehn Familien wohnen im Haus selbst und bringen morgens ihre Kinder in Puschen zu uns“, schmunzelt Christin Neugebauer. Eine 28-jährige allein erziehende Mutter etwa wohnt mit ihrer dreijährigen Tochter genau über der Kita in einer Zwei-Zimmer-Wohnung mit Bad. „Das ist für mich die einzige Möglichkeit, mein Lehramtsstudium zu beenden“, erzählt sie. „Wir fühlen uns wohl. Es geht hier sehr herzlich zu.“
Martin Leubner ist die Freude über die neuen Räume, die thematisch getrennt Instrumente oder Bastelmaterialien, Bücher oder Spielzeug bereitstellen, anzusehen. Seine Tochter Anna war bislang drüben im „Entdeckerflügel“ bei den Kleinen: „Sie ist stolz auf ihren Aufstieg. Jetzt ist sie Spezialistin.“ Der Professor für Germanistik an der Uni Potsdam findet es nicht nur praktisch, morgens gegen 10 Uhr seine Dreijährige hier abzugeben, um dann „in den 100 Meter entfernten Seminarraum zu stürmen“. Es sei ein schönes Gefühl, das Kind in einer Uni-Einrichtung unterzubringen: „Ich bin Dozent und fühle mich damit verbunden. Wenn ich Anna nach der Arbeit abhole, wechsle ich nicht in ein anderes Leben. Das ist hier wie ein erweiterter Uni-Club.“
Nach einer Stunde sind die meisten Kinder in den neuen Räumen angekommen. Zwei Vierjährige hocken neben Christoph, dem Musik- und Theaterpädagogen, und bauen mit ihm ein neues Regal zusammen – bevor es pünktlich zum Semesterstart hier voll wird.
Isabel Fannrich-Lautenschläger
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