LEUTE in Potsdam: In sieben Minuten zum Sieg Kerstin Wöge
ist Sudoku-Meisterin
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Wie beiläufig kritzelt sie mit dem Bleistift ein paar Zahlen in die vorgegebenen Kästchen. Während sie mit Freunden erzählt. Oder in der Vorlesung. Kerstin Wöge beherrscht das Multitasking. Zumindest dann, wenn sich Knobeln mit anderen Tätigkeiten verbinden lässt.
Die 26-jährige Potsdamer Studentin ist deutsche Sudoku-Meisterin. Das kniffelige Austüfteln der richtigen Position von 81 Ziffern habe sie schon vor fast zehn Jahren entdeckt. Damals habe das auch nicht Sudoku geheißen und sei in irgendwelchen Rätselheften versteckt gewesen. „Kreuzworträtsel wurden mir irgendwann zu langweilig“, erzählt die Lehramtsanwärterin für die Grundschulfächer Deutsch, Mathe und Sachkunde. Auf der Suche nach größerer Herausforderung sei sie dann beim japanischen Zahlenspiel hängen geblieben.
„Ich bin ein Kopfmensch“, gesteht die gebürtige Berlinerin. Sudoku sei für sie Entspannung. Eine Systematik habe sie nicht. „Das ist das reizvolle: Hier greift kein Algorithmus“, sagt Kerstin Wöge. Zwischen ihren Lehrbüchern steckt in ihrer Tasche ein kleines Paperback mit hunderten Sudokus. Manchmal löse sie am Tag zehn hintereinander. Ja, das sei eine Sucht, gibt sie zu. Aber ohne bekannte Nebenwirkung: „Es macht weder dick, noch zittrig.“ Aber ein wenig einsam. Inzwischen gebe es aber Sudoku als Brettspiel für zwei Personen. Das finde sie richtig gut, lacht Kerstin Wöge.
Dass sie bei der ersten Deutschen Sudoku-Meisterschaft im vergangenen Jahr antrat, ist ihre Oma schuld. Die lese immer „BZ“ – Austräger des Wettstreits – und habe sie aufgefordert mitzumachen. 54 Teilnehmer seien ausgelost worden. Am Anfang habe man die „17er“ (höchster Schwierigkeitsgrad mit nur 17 vorgegebenen Zahlen) auf Zeit lösen müssen. In der zweiten Runde ging es dann im K.O.-System weiter. „Erst als ich im Finale stand, wurde mir klar, wie weit ich gekommen war“, erinnert sich die 26-Jährige. Siebeneinhalb Minuten brauchte sie für die letzte Aufgabe, siebeneinhalb Minuten bis zum Sieg. Sie erhielt einen großen Pokal und einen Fluggutschein über 500 Euro, den sie bisher nicht eingelöst hat. „Ich bin so lange nicht mehr verreist“, beklagt die Studentin. Ihre Traumziele seien Ägypten, Mexiko, Thailand. Dafür reiche das Ticket aber nicht. Deshalb werde es wohl ein Türkei-Urlaub.
Immerhin war sie in diesem Jahr schon mal in Lucca/Italien – auf den Sudoku-Weltmeisterschaften. Weit kam Kerstin Wöge nicht. „Weil ich Flüchtigkeitsfehler gemacht habe.“ Und weil sie unter Druck stand. „Ich vertrat ja schließlich Deutschland.“ Das Gefühl soll sie bei den nächsten Deutschen Meisterschaften heute in Hamburg nicht begleiten. „Ich versuche so gelassen zu sein, wie beim ersten Mal.“ Die Konkurrenz aber sei jetzt stärker. Diesmal nämlich entschied nicht das Los über die Teilnahme, sondern eine Qualifikation. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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