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Auf die Knie. Der Vierer-Canadier drehte die 42-Kilometer-Runde.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: In vier Stunden um die Insel

72 Paddler umrundeten am Samstag beim 24. Potsdamer Kanumarathon die Landeshauptstadt – manche aus Spaß, manche als Wettkampfvorbereitung

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Wahnsinn gehört offenbar dazu: „Man muss schon einen ordentlichen Schuss Verrücktheit haben, um das zu machen“, gab Thomas Schnadt vor dem Start des Potsdamer Kanumarathons am Samstagmorgen zu. Der gebürtige Potsdamer stieg mit drei weiteren „Verrückten“ in einen Vierer-Kanadier, um 42 Kilometer rund um Potsdam zu paddeln. Nur zur Erinnerung: Ein Kanadier ist das Boot, in dem die Sportler mit einem Bein im Boot knien. Und das bei der Marathonstrecke mehr als fünf Stunden lang. Als Polster dient den vier Männern nur ein kleines Kissen, das sie sich unters Knie legen.

Der USV Potsdam hatte bereits zum 24. Mal zur Regatta rund um Potsdam eingeladen. Über die drei verschieden langen Distanzen von 21, 36 und 42 Kilometer gingen in diesem Jahr 72 Teilnehmer auf die Strecke, die an der Hinterkappe auf Hermannswerder begann und über den Templiner See, den Schwielowsee, den Großen Zernsee und durch den Sacrow-Paretzer Kanal zurück nach Potsdam führte.

Schnadt, der nach der Wende ins Ruhrgebiet zog, war gleich mit zwölf weiteren Paddlern aus Herdecke angereist. „Ich bin im vergangenen Jahr zum ersten Mal hier mitgepaddelt“, erzählte der 43-Jährige. „In meinem Verein in Herdecke habe ich dann so viel geschwärmt, dass wir in diesem Jahr eine richtig große Truppe geworden sind.“

Neben den Leistungssportlern gingen am Samstagmorgen jedoch auch mehrere Hobbypaddler zu Wasser. Zwei von ihnen waren Martina Grabs und Kerstin Knebel. „Wir paddeln nun schon zum dritten Male mit“, erzählten die beiden Potsdamerinnen. Mit vier weiteren Freunden stand bei ihnen hauptsächlich der Spaß im Vordergrund. „Einen ganzen Tag auf dem Wasser, dazu betätigt man sich noch sportlich und hat jede Menge Spaß“, beschrieb die 28-jährige Grabs ihre Motivation, bei dem Wettbewerb mitzumachen. „Weil das Wetter so super war, sind wir zwischendurch auch mal ins Wasser gesprungen.“

Schnadt hingegen nutzte den Kanumarathon gleichzeitig als Vorbereitung für die Ü30-Masters, die am kommenden Wochenende in Duisburg stattfinden. Und Anfang August reist er mit seiner Familie zu den World Masters Games nach Turin. „Das ist die Olympiade der alten Säcke“, beschrieb er augenzwinkernd den internationalen Wettbewerb. „Mit einer Teilnehmerzahl von über 55 000 ist sie fast doppelt so groß wie die normalen Olympischen Spiele. Da möchte ich unbedingt eine Medaille gewinnen.“ Auf die Frage, ob er dort auch auf die Marathonstrecke geht, antwortete der ehrgeizige Wassersportler: „Wenn ich in den Rennen zuvor über die kürzeren Distanzen noch keine Medaille gewonnen habe, dann sicherlich. Aber ansonsten will meine Familie dort schließlich auch etwas von mir haben“, erklärte der Familienvater.

Vier Stunden und elf Minuten war der Vierer-Kanadier am Samstag unterwegs. „Wir waren alle fix und fertig, aber total glücklich", beschrieb Schnadt den Glücksmoment beim Zieleinlauf. „Unser Ziel war es, unter fünf Stunden zu bleiben. Die haben wir mit dieser Zeit locker unterboten.“ Erfolgsgarant war dafür auch das Begleitboot, das Schnadt von seinem damaligen Verein Wassersportfreunde Pirschheide organisiert hatte. „Normalerweise musst du bei solch einer langen Strecke ab und zu an Land anlegen, um dein Knie auszustrecken“, erklärt Schnadt. „Mit dem Begleitboot, an dem wir uns festhalten konnten und das Knie auf dem Wasser lockern konnten, haben wir eine ganze Menge Zeit eingespart.“ Einzig ein Einer-Kajak war am Samstag schneller als der Vierer-Kanadier. Allerdings auch nur sieben Minuten.

Martina Grabs und Kerstin Knebel im Zweier-Kajak hingegen kosteten mit ihren Freunden den sommerlichen Tag voll aus und legten erst nach knapp sechs Stunden wieder am Hochschulgelände auf Hermannswerder an. Luisa Müller

Luisa Müller

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