Landeshauptstadt: Indien für Potsdam
Heiko Kretschmer vom Vedischen Kulturverein
Stand:
Herr Kretschmer, wofür steht das Vedische in Ihrem Kulturverein?
Vedisch steht für die alte indische Kultur, die vor ungefähr 2000 Jahren noch Weltkultur war. Diese vedische Kultur ist mit der keltischen Kultur, also direkt mit uns verbunden. Die Kelten hatten die gleiche gesellschaftliche Einteilung, die gleichen Riten und Vorstellungen von Göttern wie in der vedischen Kultur.
Es gibt also mehr Gemeinsamkeiten mit Indien, als wir auf den ersten Blick glauben?
Ja, der Vedische Kulturverein versucht, dieses Verbindende, die gemeinsamen kulturellen Werte deutlich zu machen.
Wer gehört zum Vedischen Kulturverein?
Wir sind leider mit 16 noch sehr wenige Mitglieder. Aber es gibt viele Interessenten, die unsere Angebote wahrnehmen.
Wie fing es alles an?
Der Verein wurde vor zwei Jahren in Dresden gegründet. Ich bin kurze Zeit später nach Potsdam gekommen und habe den Vedischen Kulturverein hier angemeldet. Im vergangenen Herbst haben wir den Laden in der Lindenstraße 8 gemietet und versucht, eine indische Bibliothek einzurichten. Anfang Oktober kam dann noch die Kuh.
Welche Kuh?
Unsere Kuh Shri, die auch Schirmherrin des Festival of India ist. Sie war uns ganz wichtig, denn sie ist das Zentrum der Gesellschaft in Indien und wird dort verehrt. Nach indischen Vorstellungen schenkt sie den Menschen nicht nur Milch sondern auch Reichtum.
Was gehört zu den Angeboten des Vedischen Kulturvereins?
Wir haben damit angefangen, indische Feste zu feiern, wie die Erscheinungstage der indischen Götter Rama, Buddha und Krishna. Wir bieten Kurse für Sanskrit, der alten indischen Sprache, an. Zeitweise hatten wir vier solcher Kurse im Angebot, den letzten besuchten 10 Teilnehmer. In diesem Jahr haben wir uns aber vorwiegend mit den Vorbereitungen für das Festival of India beschäftigt.
Warum ein indisches Festival in Potsdam?
Man nennt Potsdam eine Kulturstadt. Aber macht ein großer Theaterneubau allein eine Stadt zur Kulturstadt? Kultur ist immer die Kultur der einzelnen Menschen. Gerade die indische Kultur könnte viel Farbe und Anregungen nach Potsdam bringen. Immer ist die Rede von Multikulti. Wir sind der Meinung, dass dabei der Schwerpunkt auf „Kulti“ liegen sollte.
Sie hatten bei den indischen Festen den Namen Krishna erwähnt. Mancher mag da sofort an die Hare-Krishna-Bewegung denken, die auch als Sekte bezeichnet wird. Derartige Parallelen könnten zu gewissen Berührungsängsten gegenüber dem Vedischen Kulturverein führen.
Wer Krishna ablehnend gegenübersteht, hat keine Chance in die indische Kultur einzudringen. Krishna wird von allen Hindus als direkte Inkarnation von Vishnu, also Gott, verehrt. Er ist der Sprecher der Bhagavad-Gita, dem wohl bedeutendsten Werk der indischen Literatur. Indische Kultur bedeutet spirituelle Kultur, das Studium des Bewusstseins und von Gott. Wenn man sich darauf nicht einlassen will, bleibt einem der Zugang zum Herzen der indischen Kultur verschlossen.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Heiko Kretschmer hat das erste „Festival of India“ organisiert, das heute, um 15 Uhr, in der Lindenstraße eröffnet wird und bis zum Sonntag die Vielfalt indischer Kultur präsentieren will.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: