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Von Guido Berg: Innehalten und miteinander reden

Synagogenstreit: Heute erstes Gespräch im Schlichtungsverfahren / Wichtige Bauaufträge noch nicht erteilt

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Potsdam/Oranienburg - Vertreter der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der Potsdamer Synagogengemeinde treffen sich heute in Oranienburg am Sitz des Jüdischen Landesverbandes zu einem ersten Schlichtungstreffen. Anlass ist der Potsdamer Synagogenstreit, der zur Abspaltung der Synagogengemeinde von der Jüdischen Gemeinde führte. Beide Seiten sind sich uneins über die innere und äußere Architektur der künftigen Synagoge in der Schloßstraße 1.

Der Vorsitzende des Synagogen-Bauvereins Peter Schüler (Bündnisgrüne) wird nicht an der Schlichtung teilnehmen, wie er den PNN gestern Abend sagte. Es gebe „ein gestuftes Verfahren“, wonach zunächst die beiden Gemeinden über Gemeinsamkeiten und Unterschiede befinden und er als Vertreter des Bauvereins an einer späteren Sitzung teilnimmt. Schüler erklärte, er denke darüber nach, ob es nicht besser wäre, die Planungen für die Synagoge des Berliner Architekten Jost Haberland für die Zeit der Schlichtung nicht weiter voranzutreiben. „Wir können nicht in die Schlichtung gehen und unverändert weitermachen“, formulierte Schüler seine persönliche Meinung. Ob ihm der Bauverein folgt, soll Schüler zufolge auf einer außerordentlichen Sitzung des Vorstandes geklärt werden. Ob ein „Innehalten“, wie Schüler sagte, gleichbedeutend sein könnte mit einem späteren Baubeginn als dem jetzt geplanten 1. Juni 2011 hänge von der Position des Bauvereins als auch dem Fortgang der Schlichtung ab. Schüler sagte jedoch: „Wir können nicht schon das Haus bauen, während wir noch diskutieren, wie es aussieht.“ Schüler erklärte, er persönlich werde dem Ergebnis einer Schlichtung folgen. Er glaube, bei einer Einigung beider Gemeinden wäre „der Bauverein der letzte, der dem nicht folgen würde“.

Das Ehepaar Regine und Christian Rüss, Mitglieder im Bauverein, würden einen solchen Projektstopp befürworten: „Wenn man eine gute Grundlage für die Schlichtung haben will, muss man einen Moment innehalten“, erklärte Christian Rüss gestern den PNN.

Ein Innehalten wäre möglich, da entgegen anderslautenden Medienberichten noch keine Bauaufträge für die Synagoge erteilt wurden, die in irgendeiner Weise einer Einigung im Synagogenstreit entgegenstehen. Wie Matthias Radowski, Sprecher des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen (BLB), den PNN gestern sagte, wurden bislang lediglich Aufträge für bauvorbereitende Maßnahmen erteilt, etwa für archäologische Grabungen, zur Wasserhaltung und zum Unterfangen eines Nachbargebäudes, da die Synagoge tiefer in die Erde reichen wird als dieses. Das Erdgeschoss der Synagoge wird ein jüdisches Ritualbad enthalten, eine Mikwe.

Erst am Dienstag dieser Woche hat die BLB den Rohbau und die Fassade öffentlich ausgeschrieben, so Radowski weiter. Die Eröffnung der Angebote der Baufirmen erfolgt am 19. April, wie aus den Ausschreibungsunterlagen hervorgeht. Der Rohbau und die Fassade beinhalten allerdings essenzielle Fragen des Synagogenstreits – eine Einigung in der Schlichtung könnte hier Veränderungen notwendig machen. Ein Dissenspunkt ist die Lage des Synagogensaales im Gebäude sowie dessen Größe. Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde, wünscht ihn sich eine Etage tiefer, damit gehbehinderte Juden nicht einen Shabbat-Aufzug nehmen müssen. Ferner sollten Fenster für mehr Licht im Innern des Saales sorgen.

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