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Landeshauptstadt: Innenstadt im Verkehrsstress

Verkehrskonzept im Herbst / Breite Straße, Zeppelin- und Großbeerenstraße mit hoher Verkehrsdichte

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Im Auftrag der Stadt arbeitet die Berliner Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) an einem neuen Verkehrskonzept für Potsdam. Es war am Donnerstagabend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Thema des „Stadtforums“, einer seit 1998 bestehenden Initiative von Experten, die Einfluss auf die Stadtentwicklung nehmen wollen.

Wenn die hohe Lebens- und Wohnqualität als Standortvorteil Potsdams gewahrt bleiben soll, müsse der Individualverkehr mit dem Pkw um zehn Prozent zurückgefahren werden, erklärte eingangs der Beigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Dies diene gleichzeitig der Reduzierung der Lärm-, Schadstoff- und Feinstaubbelastung, wofür sich die Stadt hohe Ziele gesetzt habe. Dazu bedürfe es attraktiver Angebote von Bus und Straßenbahn sowie an die Radfahrer.

Für die VMZ erläuterte Reinhard Giehler den Arbeitsstand des Verkehrskonzepts. Der Anteil des Radverkehrs liege in Potsdam über 20 Prozent, ein Spitzenwert unter den deutschen Großstädten. Er soll weiter auf 27 Prozent gesteigert werden. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) habe einen Einbruch erlitten, stabilisiere sich jedoch in den letzten Jahren wieder, erklärte Giehler in Unkenntnis des seit kurzem geltenden reduzierten Fahrplans des Potsdamer Verkehrsbetriebs. Dazu meinte der Stadtverordnete Christian Seidel (SPD) aus dem Publikum, beim Verkehrsbetrieb (ViP) habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Statt der Angebotsoptimierung gehe es jetzt um die Einnahmenoptimierung. Ob und wie die Abgeordneten dagegen angehen wollen, äußerte er nicht.

Giehler wies darauf hin, dass der innerstädtische Verkehr, dessen Nadelöhre die beiden Havelbrücken sind, die Verkehrsentwickler vor erhebliche Probleme stellt. Besonders in der Breiten Straße und der Zeppelinstraße, aber auch der Großbeerenstraße sei die Verkehrsdichte in den Spitzenzeiten außerordentlich hoch. Die Grenzwerte der Lärmbelästigung, erläuterte für das Landesumweltministerium Lutz Schaefer, würden teilweise überschritten; diese Gefahr drohe ebenfalls für die Schadstoffbelastung.

Was die Zeppelinstraße betrifft, machte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann den Anwohnern wenig Hoffnung auf Entlastung. Die Gesamtbreite von nur 21 Metern lasse wirksame Maßnahmen nicht zu. Wird zum Beispiel wie gefordert stadtauswärts auf der Fahrbahn eine Radspur markiert, schrumpfen die Spuren für Fahrzeuge von zwei auf eine. Rechtlich fragwürdig sei auch, die motorisierten Pendler aus Potsdam zu verbannen oder ihnen durch Geschwindigkeitsbegrenzungen das Fahren auf den Hauptstraßen zu verleiden. Dem Publikum und Peter Wölfert vom Verkehrstisch fielen allerdings schon ein paar Verbesserungen ein: die Zahl der Richtungsfahrbahnen und die Ampelphasen je nach Verkehrsaufkommen zu variieren, am Bahnhof auf den wenig genutzten Autostellplätzen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu schaffen oder für Pendler und Touristen am Stadtrand Park-and-ride-Plätze einzurichten, wo sie vom Pkw in Straßenbahn oder Bus umsteigen können.

Im Herbst soll das VMZ-Gutachten vorliegen, kündigte Moderator Prof. Hermann Voesgen an. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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