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Von Jan Brunzlow: Insel der Glückseligen

Im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten ist Potsdam toll – sagt die Statistik

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Es ist einer der Lieblingstermine von Jann Jakobs (SPD). Einmal im Jahr stellt Potsdams Oberbürgermeister eine Statistik vor, in der Kennzahlen aller Landeshauptstädte miteinander verglichen werden. Arbeitslosenquote, Kaufkraft, Gesundheitsdaten, Durchschnittsalter, Schulden und Kinderbetreuungsquote. Statistik, mit der Potsdam glänzen kann. Die Stadt ist jung, dynamisch, lebenswert – Aussagen und Eckwerte, die Jakobs gerne vertritt. Und für die er die Arbeit der Verwaltung verantwortlich macht.

Doch der Vergleich sei in einigen Bereichen auch schwierig, sagte Jakobs – vor allem, wenn es um die Diskussion des Länderfinanzausgleichs gehe. Eine prosperierende Stadt im Osten, die Kennziffern westdeutscher positiv überflügelt, mache die Argumentation für die Fortsetzung des Länderfinanzausgleiches nicht einfacher, so Jakobs. Potsdam hat vieles, wovon andere Städte träumen: Bevölkerungswachstum, Tourismus, eine der höchsten Quoten versicherungspflichtiger Arbeit, viele Studierende, eine geringe Arbeitslosenquote, ein geringes Durchschnittsalter und sehr viele Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und neun Jahren. „Eine positiv anhaltende Tendenz“, nennt es Jakobs, der den Bericht „Die Landeshauptstädte der Bundesrepublik im statistischen Vergleich“ am Donnerstag vorgestellt hat. Seit dem Jahr 1997 wird der Bericht jährlich von Potsdamer Statistikern herausgegeben und an die anderen Landeshauptstädte übermittelt.

Statistiken bilden den Mittelwert ab, stellen einen Querschnitt dar. So stellt die Verwaltung in einer Tabelle 15 vergleichbare Werte vor und in einem Ranking dar. Dabei belegt Potsdam bei vier Kennziffern schlechte Werte, darunter natürlich bei der Einwohnerzahl, den Einwohnern pro Quadratkilometern und dem Ausländeranteil. Dabei wächst die Einwohnerzahl seit Jahren, Ende März hat sie 155 560 betragen. Potsdam ist nach Schwerin die kleinste Landeshauptstadt. Allerdings kommt Saarbrücken als drittkleinste Stadt schon näher – dort sinkt die Einwohnerzahl auf aktuell unter 178 000.

Abgeschlagen auf Platz 16 bei den relevanten Werten liegt Potsdam allerdings – wie in den Vorjahren auch – bei der sogenannten Umsatzkennziffer. Ein statistischer Wert, der das Verhältnis zwischen Kaufkraft in einer Stadt und dem tatsächlichen Konsum beschreibt. „Bedauerlicherweise gehen die Leute lieber in Berlin einkaufen“, sagte Jakobs. Potsdam sei „nunmal kein Groß- und Einzelhandelsstandort“. Bei dieser Kennziffer sei es von Nachteil, direkt an Berlin zu grenzen. Allerdings, so Jakobs, profitiere Potsdam an vielen Stellen von der Bundeshauptstadt. So seien dadurch die Einkommen in der Stadt sowie die daraus resultierende Kaufkraft höher als in anderen ostdeutschen Landeshauptstädten – selbst Kiel, Saarbrücken, Bremen und Berlin haben eine geringere statistische Kaufkraft als die Potsdamer.

„Manche beneiden uns um diese Entwicklung, die wir genommen haben“, so Jakobs. Der Bericht sei ein Argument dafür, „dass es so schlimm nicht um die Stadt steht“, wie es manchmal anmute. Allerdings: Wenn Mieten und Wohnnebenkosten im Vergleich berücksichtigt würden, gebe es wohl schlechte Kennziffern im Vergleich zu anderen Städten, so Jakobs.

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