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Leise und sauber. Das neue Blockheizkraftwerk in der Drevesstraße.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Insel für Nahwärme

In der Teltower Vorstadt ging ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk ans Netz

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Teltower Vorstadt - Das neue Kraftwerk ist hinter den Bäumen kaum zu erkennen. Ein dunkelgrüner Kasten mit einem silbernen Schornstein steht dort am Wegesrand, wo bis vor Kurzem DDR-Garagen standen. Und auch zu hören ist es kaum, nicht mal aus der Nähe. Die Energie und Wasser GmbH Potsdam (EWP) eröffnete am Dienstag in der Drevesstraße ein Blockheizkraftwerk, das, glaubt man dem Geschäftsführer Wilfried Böhme, nachts nicht lauter ist als das Rauschen der Blätter. Für 170 Haushalte in der Teltower Vorstadt kommt damit ab sofort die Wärme nicht mehr aus der Gastherme, sondern aus einer sogenannten Hausanschlussstation. Und die EWP ist ihrem Ziel, die Energieversorgung zu dezentralisieren und den Kohlendioxidausstoß in der Stadt zu verringern, ein Stück nähergekommen.

„Das Kraftwerk ist ein weiterer Meilenstein zur Umsetzung unserer Energiestrategie“, sagte EWP-Geschäftsführer Holger Neumann zur Eröffnung, „im Hinblick auf die wachsende Stadt und im Hiblick auf die Einhaltung der Klimaschutzziele“. Bis 2020 will die Landeshauptstadt ihre Kohlendioxid-Emissionen um 284 000 Tonnen reduzieren. Mehr als die Hälfte davon – 156 000 Tonnen – muss die EWP schaffen.

Das Blockheizkraftwerk in der Drevesstraße wird ausschließlich mit Bioerdgas befeuert – also Gas, das aus der Vergärung von organischen Substanzen gewonnen und auf Erdgasqualität aufbereitet wird. Pro Jahr sollen mit der Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung rund 600 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden. Denn die bei der Stromproduktion anfallende Wärme wird ebenfalls eingespeist und dient der Heizversorgung der Haushalte. Als sogenannte Nahwärme-Insel beliefert das Blockheizkraftwerk ein Dutzend Häuser in der Drevesstraße, der Kunersdorfer Straße und Am Brunnen mit einer elektrischen Leistung von 140 Kilowatt und einer thermischen Leistung von 209 Kilowatt.

Von dem neuen Kraftwerk profitieren insbesondere Mieter der Potsdamer Wohnungsbaugesellschaft pbg. Doch anfangs habe es viele Widerstände und Ängste der Anwohner gegeben, sagt Franziska Krause, eine der beiden pbg-Vorstände. Als Zangengeburt bezeichnete es sogar EWP-Geschäftsführer Böhme. Schließlich entstand das Kraftwerk in unmittelbarer Nähe eines denkmalgeschützen Gebietes, wollten Anwohner ihre DDR-Garagen nicht verlieren und befürchteten Krach durch den Betrieb des Kraftwerks. Allerdings würden in den Nachtstunden nicht mehr als 34 Dezibel überschritten, ein Geräuschpegel, wie ihn eben fallende Blätter erzeugen. „Das ist keine Belästigung für die Anwohner“, versichert Böhme.

Die EWP hat für die Errichtung des Kraftwerks rund 700 000 Euro investiert, die Bauzeit für die Anlage betrug vier Monate. Grit Weirauch

Grit Weirauch

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