Links und rechts der Langen Brücke: Inselwächter
Jan Brunzlow über das Abschließen einer öffentlichen Grünanlage. Die Probleme würden dann – wenn überhaupt – nur verschoben werden.
Stand:
Reaktionen auf die Schließung der Freundschaftsinsel während der Nachtstunden kamen prompt und in geballter Form: Einerseits politisch, indem die angestrebten Schließzeiten verkürzt worden sind. Andererseits durch neue Vandalismusschäden am Tag nach der Ankündigung. Ob ein Zusammenhang zwischen Veröffentlichung der Öffnungszeiten und den neuen Schäden besteht, darüber kann nur spekuliert werden. Und es bleibt auch Spekulation, ob ein Zaun potenzielle Vandalen vom Zutritt zur Insel abhalten wird. Doch eines ist keine Spekulation: Vandalismus wie Graffiti, Lagerfeuer oder kaputte Bänke und Papierkörbe gibt es in der gesamten Stadt. Es ist kein spezielles Problem des Gartendenkmals Freundschaftsinsel, die einzig durch ihre Lage ein besonders beliebter Anziehungspunkt für Feiern, Feste und (leider) auch Randale zu sein scheint. Linkspartei-Politiker vermuten gar einen Zusammenhang zwischen der Videoüberwachung am Hauptbahnhof, der dort gesunkenen Kriminalitätsrate, und dem zunehmenden Vandalismus auf der benachbarten Freundschaftsinsel. Also nur eine Verschiebung der Langeweile? Die Polizei kann hierin keinen nachweisbaren Zusammenhang erkennen. Dass dieser nicht existiert, ist allerdings auch nicht belegbar. Was also tun? Es lässt sich darüber streiten, welche Maßnahmen am meisten bringen könnten, um die Schäden zu verhindern. Provisorische Zaungitter, die hüfthoch sind und mit einem leichten Hopser überwunden werden, scheinen jedoch wenig geeignet. Sie stellen lediglich ein Hindernis für diejenigen dar, die die Insel für Erholungszwecke nutzen oder ein einsames Fleckchen suchen – und selbst wenn der Vandalismus abnehmen sollte, droht die nächste Verschiebung der Vorfälle in andere, unbewachte Areale. Das Problem Vandalismus würde nicht beseitigt, nur verlagert. Vielleicht in einen weniger sensiblen Bereich, aber auch in einen weniger überschaubaren. Denn streng genommen ist eine Insel ein Eldorado für Überwachungskünstler: Die Fluchtwege sind beschränkt, die Wahrscheinlichkeit einer Überführung auf frischer Tat ist hoch – wenn regelmäßig kontrolliert wird. Lagerfeuer beispielsweise sind weithin sichtbar und brennen nicht nur fünf Minuten. Und dennoch will sie keiner gesehen haben. Obwohl Sicherheitsunternehmen auf Teilen der Insel im Einsatz sind, trotz Publikumsverkehr. Vielleicht wären zwei Inselwächter eine besucherfreundliche Alternative?
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