ATLAS: Instinktlos
Da muss ganz schnell gehandelt werden. Sicher: US-Kultregisseur Quentin Tarantino zu ehren, indem man in der Babelsberger Filmstadt eine Straße nach ihm benennt, ist absolut in Ordnung.
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Da muss ganz schnell gehandelt werden. Sicher: US-Kultregisseur Quentin Tarantino zu ehren, indem man in der Babelsberger Filmstadt eine Straße nach ihm benennt, ist absolut in Ordnung. Tarantino fühlt sich geehrt, die Studios haben einen prominenten, werbeträchtigen Namen auf einem Straßenschild. Immerhin ist Tarantino der erste noch lebende Regisseur, der sich auf diese Weise in Potsdam verewigt hat. Doch der Preis dafür ist hoch – sehr hoch. Denn die Straße hatte bereits einen Namen, den eines Kultregisseurs aus DDR-Zeiten: Heiner Carow. Doch wie konnte es kommen, einen Straßennamen zu vergeben, aber das Straßenschild nicht aufzustellen? So wurde mit Carow, der mit der „Legende von Paul und Paula“ und „Coming out“ DDR-Filmgeschichte geschrieben hat, schon vor Tarantino instinktlos umgegangen. In Potsdam gibt es ein ganzes Stadtviertel, in dem Straßen nach berühmten Regisseuren benannt wurden: Drewitz. Auch dort fehlt Heiner Carow. Entweder die Studios lösen ihr Versprechen ein, Carow an anderer Stelle zu ehren – oder die Stadt muss handeln. Potsdam braucht nach diesem Eklat jetzt eine Heiner-Carow-Straße. Eine richtige – mit Straßenschild.
Michael Erbach
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