
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Inszenierte Alpentour Steingarten am Karl-Foerster-Haus wird nach seiner Neugestaltung am Samstag eingeweiht
Bornstedt – „Wer mit seinem Garten schon zufrieden ist, verdient ihn nicht.“ Der Potsdamer Staudenzüchter Karl Foerster liebte die geflügelten Worte und er wusste, Gärten sind etwas Lebendiges.
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Bornstedt – „Wer mit seinem Garten schon zufrieden ist, verdient ihn nicht.“ Der Potsdamer Staudenzüchter Karl Foerster liebte die geflügelten Worte und er wusste, Gärten sind etwas Lebendiges. Man muss ihr Wachsen und Gedeihen begleiten und manchmal sind auch Radikalkuren notwendig. Eine solche lebendige Neugestaltung hat gerade der Steingarten hinter dem Foerster-Wohnhaus Am Raubfang erfahren, der zusammen mit dem berühmten Senkgarten seit 1981 unter Denkmalsschutz steht. Anlässlich der Bundesgartenschau 2001 war er schon einmal überarbeitet worden. Im Laufe der Jahre wurden aber einige Bäume und Büsche zu groß, beschatteten ihn und ließen spezielle Steingartengewächse nicht mehr gedeihen. Damit war weder Marianne Foerster, die Tochter des Staudenzüchters, die mit ihrer Stiftung den Garten betreut, noch der Vorsitzende der Stiftung, Professor Dr. Norbert Kühn zufrieden.
Kühn, der an der Technischen Universität Berlin arbeitet, gelang es, Lehre und praktisches Engagement zu vereinen. Er mobilisierte zukünftige Landschaftsplaner vom Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung, das er leitet, und ließ sie innerhalb eines Studienprojektes ein Pflanzkonzept erarbeiten und es dann auch umsetzen. Zwölf Studierende erarbeiteten im vergangenen Wintersemester das Konzept. In diesem Juni packten dann 13 Sommersemestler acht Tage lang kräftig zu, um die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Dabei wurden unter anderem eine Kiefer, ein Ahorn und ein Zierapfel entfernt, zugewucherte Wege freigelegt und die Anordnung der Steine als Gestaltungselement wieder sichtbar gemacht. Auf diese Weise entstand auf einem lichtüberfluteten Hügel auch ein Areal für Trockenpflanzen, wie sie bei einem Alpenspaziergang an von der Sonne beschienenen, steinigen Hängen zu entdecken sind.
Die Führung durch den „Steingarten der sieben Jahreszeiten“ – auch das ist ein Foerster-Zitat – beginnt im zeitigen Frühjahr mit den ersten Blüten, die sich aus Eis und Schnee herauskämpfen, und endet im Winter. Man kann den Steingarten aber auch als Landschaft begreifen mit seinen Berghängen, dem Heidegarten und der Farnschlucht. Professor Kühn hatte gestern schon einmal intern zu einer „kleinen Alpentour“ eingeladen und die Inszenierung erläutert. „Es geht nicht darum, eine Alpenlandschaft im Miniformat nachzubauen“, sagte er. „Es soll lediglich das Erscheinungsbild inszeniert werden“.
An der Neugestaltung der Anlage hat sich auch die benachbarte Staudengärtnerei beteiligt, der das Gelände eigentlich gehört. Sie unterstützt nicht nur die Öffnung des Steingartens für alle Besucher, sie hat für die Neugestaltung auch 5000 Pflanzen zur Verfügung gestellt. 460 Arten und Sorten wurden ins Erdreich gesetzt. Die Studierenden leisteten kostenlose Projektarbeit. „Wir sind mit 1000 Euro für die Anschaffung von Arbeitsmaterial ausgekommen“, so Kühn.
Auch bei der Pflege des Steingartens sollen neue Wege beschritten werden. Wie in England und den Niederlanden schon erprobt, möchte die Stiftung ehrenamtliche „garden volunteers“ anwerben, die das Areal einmal in der Woche pflegen. Natürlich wird auch Marianne Foerster ein Auge auf den ursprünglich 1914 von ihrem Vater angelegten Steingarten haben. H. Dittfeld
Am kommenden Sonnabend, 11 Uhr, wird der neugestaltete Steingarten offiziell eingeweiht und kann besichtigt werden.
H. Dittfeld
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