Die Kommunalaufsicht hat der Potsdamer Bau- und Architektenszene eine Ohrfeige versetzt. Ihre Forderung, die Mitglieder des Beirates Potsdamer Mitte müssten sich den Befangenheitsvorschriften der Gemeindeordnung unterwerfen, kann nur eines bedeuten: Viele Beiratsmitglieder werden sich künftig anderswo engagieren – denn sie haben in dem beratenden Gremium der Stadtverordnetenversammlung vor allem ein Interesse vertreten: ihr eigenes. Offenkundig ist in vielen Fällen die Parallelität zwischen der Beiratsarbeit und der eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit. Natürlich ist es gut, wenn die Arbeit der Laienpolitiker im Stadtparlament durch die Expertise von Fachleuten unterstützt wird. Doch die Weisheit singt, wenn nicht der Wunsch nach objektiver Erkenntnis die Feder führt – sondern der nach städtischen Aufträgen. Die Summen im Bausektor sind enorm: Von dem Geld, das für ein Gutachten gezahlt wird, kann manch ein Kulturträger nur träumen. Die Kommunalaufsicht hat mit ihrer Entscheidung auf Initiative der Fraktion Die Andere der politischen Kultur in der Stadt einen großen Verdienst erwiesen. Mancher Stadtverordnete, der sein Geld im Baubereich verdient, wird zu Überlegungen genötigt sein, nicht vielleicht vom Bau- in den, beispielsweise, Jugendhilfeausschuss zu wechseln.
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