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Landeshauptstadt: Intermezzo zu mitternächtlicher Stunde

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Stand:

Von Gabriele Hohenstein Das Pärchen war am 5. Juni vorigen Jahres so richtig in Rage. Zuerst erfuhr die Frau, dass ihr Sohn sexuell missbraucht worden sein soll. Dann sträubte sich ein Bekannter, das ihm geliehene Elektrogerät zurückzugeben. Diana A. * (41) und Bernd B. *(42) suchten Trost im Alkohol, fühlten sich danach offenbar stark genug, zumindest die Sache mit dem verborgten Werkzeug ins Reine zu bringen. Zu mitternächtlicher Stunde rückten sie dem Säumigen auf die Bude, was nicht ganz leise vonstatten ging. Hausbewohner riefen die Polizei, die das Duo beruhigen wollte. Vergebens. Als vermeintlich Frieden einkehrte, Diana A. und Bernd B. von den Uniformierten ins Freie expediert worden waren, sei der Mann plötzlich zurückgerannt, habe versucht, die Tür des Kumpels aufzutreten, um ihn zu verprügeln. „Wir sprachen ihm einen Platzverweis aus, dem er allerdings nicht nachkam“, berichtet Polizist Siegfried W. (45). Da der stark Alkoholisierte (rund zwei Promille) wutschnaubend Beschimpfungen gegen die Beamten schleuderte, sie zudem schlug und trat, seien ihm schließlich Handfesseln angelegt worden. Diana A. – ebenfalls alles andere als nüchtern – habe die Beleidigungen ihres Partners sogar noch überboten, erzählt der Polizeizeuge, der wegen verschiedener ihm zugefügter Blessuren zwei Wochen dienstunfähig war. Sein Kollege Oliver S. (35) büßte bei der Rangelei mit dem Wüterich sein Diensthemd ein, war wegen einer Beinverletzung ebenfalls krank geschrieben. Alles Unsinn, beteuert der zehnfach Vorbestrafte (diverse Verkehrsdelikte, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung, mehrfacher Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) vor Gericht. Er sei von den Beamten angegriffen worden, dabei über einen Fahrradständer gestolpert. „Kann sein, dass ich dabei den einen Polizisten aus Versehen am Oberkörper berührt habe“, so der Arbeitslose. Zwar habe er an dem bewussten Abend mindestens eine Flasche Braunen geleert, sich allerdings noch gut gefühlt. „Wie sollte ich die Polizisten schlagen und treten? Ich lag ja auf dem Bauch, die Hände auf dem Rücken gefesselt“, fragt er anklagend. Diana A. stützt die Aussage ihres Lebensgefährten. „Eigentlich war ich die Schlimmere“, räumt sie selbstkritisch ein. „Ich war wütend und betrunken. Da habe ich den Beamten schon einige Dinge an den Kopf geworfen.“ Die Köchin schildert, wie sie sich mit ihrem Körpergewicht gegen die Staatsmacht gestemmt habe, um die vermeintliche Verhaftung ihres Partners zu verhindern. „Sie schleiften ihn über den Boden, obwohl er sich gar nicht mehr wehrte,“ empört sie sich. Das Gericht glaubt den Uniformierten. Das Urteil: 200 Euro wegen Beleidigung für Diana A., vier Monate Freiheitsstrafe (drei Jahre Bewährung) für Bernd B. wegen Beleidigung, Körperverletzung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. (* Namen geändert.)

Gabriele Hohenstein

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