Statistiken liefern Fakten, deren Interpretation zu allen Seiten hin offen ist. Das gilt auch für das gestern von der Stadtverwaltung vorgelegte Zahlenwerk. So kann man in ihm das Ende des „freien Falls“ der Plattenbaugebiete in eine drohende Verelendung lesen – oder aber eine Verschiebung der Realität. Der Bericht über die sieben Neubauviertel der Landeshauptstadt beinhaltet viele positive Nachrichten. Der Anteil der Wohngeld- und Sozialhilfeempfänger liegt in einem Viertel unter dem Durchschnitt. Der Anteil der unter 18-Jährigen ist in drei Gebieten höher als durchschnittlich, die Wegzugsrate liegt in sechs Wohngebieten unter dem Durchschnitt und der Anteil Arbeitsloser an den Erwerbsfähigen ist in zwei Stadtgebieten unter Durchschnitt. Der errechnet sich aus den Einwohnerstatistiken aller Stadtgebiete. Da aber mehr als ein Drittel der Potsdamer in den sieben Neubauvierteln der Stadt wohnt, gelten sie als tragender Bestandteil der Gesamtbetrachtung. Im nächsten Jahr, wenn die Statistik für das nun zu Ende gehende Jahr erstellt wird, werden die Zahlen der Sozialhilfeempfänger nahezu verschwinden (durch die Hartz-IV-Reform) und auch die Zahl der ALG-II-Empfänger dürfte wegen der Berechnung von Lebensgemeinschaften sinken. Die Statistik weist damit eine verbesserte Lebenssituation der Einwohner auf – eine Verschiebung der Realität.
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