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Landeshauptstadt: Irdische Arbeit im Dienst Gottes

Schwester Birgit ist Diakonisse im Oberlinhaus – und seit 42 Jahren dort

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Schwester Birgit ist Diakonisse im Oberlinhaus – und seit 42 Jahren dort Von Ulrike Strube Sie hat ihr Leben in den Dienst Gottes gestellt. Und arbeitet ganz irdisch im Babelsberger Oberlinhaus. Mittlerweile 42 Jahre ist Schwester Birgit Strauß dort, doch das sei keine Leistung, sagt sie. Man müsse nur einen guten Dienst tun. In all den Jahren habe sie der Geist Oberlins begleitet: Den Menschen im Blick zu haben, in seiner Gesamtheit. Ja, das merkten die Menschen. Bereits in ihrer Kindheit suchte Birgit Strauß die christliche Gemeinschaft. Nach dem Umzug der Familie in die heutige Landeshauptstadt fand sie in der Gemeinde der St. Nikolaikirche Anschluss. Hier habe sie sich integriert gefühlt, erinnert sich die heute 59-Jährige. Sie habe erfahren, wie Glauben lebendig macht. Das habe sie angezogen. Als Christin war sie, wie sie erzählt, es als Kind gewohnt, Einzelgängerin zu sein. In ihrer Klasse gab es nur einen Mitschüler, der ebenfalls zum Christenlehreunterricht ging. In ihrem Elternhaus wurde der Glaube nicht praktiziert, sie musste sich durchsetzen. Aus Sorge um die Zukunft ihrer Tochter stimmten die Eltern der Konfirmation nur unter der Bedingung der Teilnahme an der Jugendweihe zu. Später hätten die Eltern ihren Weg akzeptiert. Auch arbeiteten in der Gemeinde in Potsdams Mitte zwei Diakonissen aus der Berliner Gemeinschaft der Beamtenkindern. Sie waren wohl der Grund, dass Birgit Strauß sich zum Ende ihrer Schulzeit entschloss, Krankenschwester zu werden. 1962 begann sie ihre Ausbildung mit einem Pflegevorjahr im Oberlinhaus. „Statt des heutigen Reinhold-Kleinau-Haus befand sich am Haupteingang an der Rudolf-Breitscheid-Straße eine Grünanlage“, erzählt Schwester Birgit. Auch stand der letzte Klinikneubau zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern eine Baracke für schwerstbehinderte Menschen. Das Leben der Einrichtung war geprägt von der Gemeinschaft. Sie habe sich schnell zu Hause gefühlt, weil sie mit Christen zusammen war, die im Glauben standen und ihn lebten. Während dieser Zeit haben die Schwesternschülerinnen in Schlafsälen geschlafen, in denen die Betten nur mit Vorhängen voneinander getrennt waren. Zwischen 1963 und “65 ließ sich die angehende Krankenschwester in Genthin ausbilden. Nach zwei Jahren kehrte sie zurück und begann zunächst im Operationssaal. Es folgten Monate auf der Kinder- und im Anschluss auf der Frauenstation. 1967 habe dann die damalige Oberin Huberta Müller gefragt, ob sie nicht die Männerstation übernehmen wolle. „In meinem jugendlichen Leichtsinn sagte ich Ja“, schmunzelt die gebürtige Werderanerin. Mit 22 Jahren übernahm sie eine Station mit 55 Betten. In jener Zeit trat sie der Verbandsschwesternschaft bei, die später in Diakonische Schwesternschaft umbenannt wurde. Und Birgit Strauß ging noch einen Schritt weiter – 1972 wurde sie Diakonisse. „Ich wollte mich rückhaltlos in die Gemeinschaft einbringen und hineinwachsen.“ Vorher habe sie das geistige Leben mit gelebt, doch war es alles etwas unverbindlicher. Mit ihr wurden drei weitere Schwestern eingesegnet. „Ich war die Hunderste.“ In den 30er Jahren gehörten mehr als 300 Diakonissen der Gemeinschaft an, die dem Dachverband der Kaiserswerther Schwestern angegliedert ist. Über die Jahrzehnte schwand das Interesse, das eigene Leben so fokussiert auf den Dienst der Nächstenliebe und im Glauben an Jesus zu führen, so dass die Schwesternschaft immer weniger Zulauf fand. Heute leben noch neun Diakonissen im Oberlinhaus – Birgit Strauß ist die Jüngste. Natürlich seien da Momente, in denen es nicht einfach sei, beispielsweise dem Nächsten selbst immer Nächster zu sein. „Doch ich hatte keine Zweifel an meinem Weg und Tun, ich weiß, dass ich geführt werde.“ Mittlerweile arbeitet Schwester Birgit an der Klinikpforte. Wenn die Menschen ankommen, sind sie oft verunsichert. „Immer von Neuem versuche ich, sie dort abzuholen, ihnen Sicherheit und Halt geben.“

Ulrike Strube

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