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LEUTE in Potsdam: Irgendwie braucht er den Verein

Rainer Lüdicke will die Bastion am Schillerplatz aufbauen

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LEUTE in PotsdamRainer Lüdicke will die Bastion am Schillerplatz aufbauen An die schöne Wohnung im Eckhaus Wielandstraße, in der Rainer Lüdicke als Kind mit seinen Eltern wohnte, erinnert er sich noch heute gern. In Richtung Westen sah er den Persiusspeicher, nach vorn heraus die Havel. Allerdings war der Fluss nach Kriegsende mit frei hängenden riesigen Bündeln an Telefonleitungen überzogen. Und die Betreiber, die Russen, zogen dann auch gleich in einen Teil der elterlichen Wohnung von Lüdicke mit ein. Über 50 Jahre ist das her, aber er erinnert sich noch genau daran. Vor allem an die Schmerzen der Erwachsenen, wenn sie vor zerbombten Häusern in ihrer Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam West standen. Aber Lüdicke, der einmal Bauingenieur werden sollte, weiß auch noch, wie das imposante runde Bauwerk nah am Ufer der Havel aussah: Die Bastion. Sie stellte eine wunderbare Sichtachse zwischen Erlöserkirche und Hermannswerder her. Das architektonische Kleinod, in dessen Inneren eine Pumpstation für die Grünflächenbewässerung installiert war, fiel nach ewigem Dämmerzustand dem Vandalismus zum Opfer. Lüdicke, der als Vorstandsvorsitzender der heute 70jährigen Wohnungsgenossenschaft rund um den Schillerplatz unermüdlich aktiv war, wollte es nie hinnehmen. Er liebt dieses Stück Heimat in Potsdam West. Etwa 500 Wohnungen bieten hier ein ruhiges Zuhause, waren es früher zur Hälfte ältere Menschen, ziehen jetzt mehr Singles ein. „Immer wieder mal wurde ich angesprochen, ob man denn nicht die Bastion wieder aufbauen könnte“, sagt Rainer Lüdicke. Aber der eigentliche Anstoß kam bei einem Familienfest. Fast gleichzeitig fragte auch die Vorstandsvorsitzende Angelika Eckhardt an. So gründete sich ein Förderverein zur Wiederherstellung der Bastion am Schillerplatz, stolz präsentiert auf dem Jubiläumsfest der Genossenschaft Ende Mai 2005. Mit Hilfe von Spendengeldern soll das Flächendenkmal nun wieder aufgebaut werden. Es musste nicht lange diskutiert werden, wer den Vorsitz übernimmt: Diplom-Ingenieur Rainer Lüdicke. Seine Frau Erika, die seit 1962 mit ihrem Mann in der Schillerstraße wohnt, und aus diesem „provinziellen Flair“ wie sie verschmitzt sagt, nie weg will, findet die Idee auch gut. Aber ein wenig besorgt um die Gesundheit des Gatten klingt die Stimme der Ehefrau schon: „Mein Mann lädt sich immer so viel auf, aber irgendwie braucht er das wohl.“ Die handgefertigten gestrichenen Ziegel aus Glindow wurden schon vor Jahren mal frei gegraben, zu DDR-Zeiten gründlich abgeklopft und gestapelt. Aber dann verschwanden sie. „Materialmangel“, kommentiert Lüdicke trocken. Seine Frau erinnert sich noch daran, wie dann der Hügel im Winter zum Rodeln genutzt wurde: „Die Kinder hatten ihre Freude dran.“ Jetzt, in der Gründungsphase des Fördervereins, ist Lüdickes exakte Art des Organisierens gefragt. Viel Theorie, viel Papier: Registrierung, Finanzamt, Zusammenarbeit mit Bauamt und Denkmalschutz. Bald, so hofft er, kann es richtig los gehen. Dann sind die Spendengelder gefragt. Die Angaben dazu hat Lüdicke schon mal parat: Interessenten können sich telefonisch unter 0331/9716990 melden. be

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