
© Andreas Klaer
Friedhof Bornstedt erinnert an Hofgärtner: Irgendwo unbekannt „eingesandet“
Wo genau Johann Hillner auf dem Friedhof Bornstedt beerdigt ist, weiß keiner. Er gehört zu jenen preußischen Hofgärtnern von Sanssouci, deren Gräber beim zweifachen Neubau der alten Dorfkirche im 19.
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Wo genau Johann Hillner auf dem Friedhof Bornstedt beerdigt ist, weiß keiner. Er gehört zu jenen preußischen Hofgärtnern von Sanssouci, deren Gräber beim zweifachen Neubau der alten Dorfkirche im 19. Jahrhundert irgendwo um das Gotteshaus herum „eingesandet“ wurden – und nicht mehr durch ein Kreuz oder einen Grabstein markiert sind. Am heutigen Samstag enthüllt der Verein „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ eine vom Künstler Christian Fleming gestaltete Messingtafel mit den Namen von elf Hofgärtnern des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie wurden hier beigesetzt, weil Sanssouci damals zu Bornstedt gehörte. Wie viele es insgesamt sind, ist unbekannt.
Die rechteckige Tafel hängt am Glockenturm unter einer Plakette, die an Henri Alexandre de Catt erinnert: den Privatsekretär Friedrichs des Großen, der diesem 22 Jahre lang auch als Vorleser diente, aber dann in Ungnade fiel. Die Idee für die neue Gedenktafel stammt von Gottfried Kunzendorf, der von 1975 bis ’92 Pfarrer der gegenüber dem Krongut Bornstedt gelegenen Gemeinde war und trotz Rollator auch die weiter entfernten Grabstellen aufsucht. „Diese Tafel“, sagt er, „ist mein erster Streich.“
Harri Günther, der frühere Gartendirektor des Schlossparks, kennt sich aus mit den Hofgärtnern, die hier lange Zeit unbeachtet beerdigt waren. „Sie waren gut bezahlt. Sie bekamen 400 Taler im Jahr, dazu noch eine freie Wohnung und einen Acker. Nebenher unterhielten sie eine Obsttreiberei“, erzählt der 86-Jährige. „Allerdings hatten sie immer zu klagen über ihre Wohnungen und den Schwamm darin. Friedrich Wilhelm II. hat sie wirklich nicht gut behandelt.“ Bis um das Jahr 1800 hätten jeweils zwölf Hofgärtner gleichzeitig in Sanssouci gearbeitet – war der Schlosspark doch in ebenso viele Reviere aufgeteilt.
So unterstand Johann Hillner (1703–1790) lange Zeit die Orangerie. „Er hat sie über Jahre hinweg kultiviert und auf den Höhepunkt gebracht“, erzählt Günther, mehr als 30 Jahre lang bis 1992 Gartendirektor. Der Orangengärtner Hillner züchtete außer Südfrüchten in den Glashäusern auch Kirschen. Ein Teil seiner Gewächse wurde so alt, dass die Russen nach dem Zweiten Weltkrieg einen Teil davon abtransportierten. „Das war im September, Oktober 1945. Die Pflanzen erfroren auf dem Weg nach Russland“, bedauert Harri Günther. Die neue Tafel zeigt neben einzelnen Hofgärtnern aber auch ganze Dynastien: etwa die bekannten Melonenzüchter Krutisch. Zwar trug Johann Heinrich Krutisch nur den Titel „Gärtner Melonerie“, was mit einer schlechteren Bezahlung einherging. Sein Bruder Philipp Friedrich Krutisch dagegen konnte sich als „Hofgärtner Terrassenrevier und Melonerie Sanssouci“ bezeichnen. Zwei weitere Krutisch kannten sich ebenfalls mit den damals am Hofe beliebten Melonen aus.
Einen ganz anderen Weg hat dagegen die vermögende Hofgärtner-Dynastie der Sellos eingeschlagen. Die Familie kaufte 1842 einen an den Kirchhof angrenzenden Acker und legte hier ihren privaten Friedhof an. „Johann Samuel Sello, königlicher Hofgärtner“ steht auf einem unauffälligen schräg gestellten Grabstein. Das Grab des ersten Hofgärtners der Familie wurde erst 1910 vom Alten Kirchhof hierher überführt – allerdings mit falschem Geburtsdatum.
Bis heute ist das von einer Ziegelsteinmauer und Pergola umgebene Areal im Privatbesitz der Familie, erzählt Friedhelm Wizisla, seit 2003 Gemeindepfarrer. Ganz unter sich bleiben wollte sie jedoch nicht: Die Hofgärtner Nietner, Finkelmann und Legeler fanden hier ihre letzte Ruhe – aber auch Gartendirektor Peter Josef Lenné selbst.
Kunzendorf plant bereits eine weitere Gedenktafel für jene, die ebenfalls auf dem Friedhof an unbekannter Stelle ruhen – und keine Hofgärtner waren. „Das ist mein nächster Streich“, schmunzelt der Pfarrer im Ruhestand. „Aber erst muss ich dafür Geld sammeln.“ Isabel Fannrich-Lautenschläger
Am Samstag laden die „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ um 11 Uhr zum Vereinstreffen in die Bornstedter Kirche ein
Isabel Fannrich-Lautenschläger
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