Homepage: Irrwege des Lichts
Sonntagsvorlesung von Prof. Joachim Wambsganß über Gravitationslinsen
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Sonntagsvorlesung von Prof. Joachim Wambsganß über Gravitationslinsen Nacht für Nacht leuchten die Planeten, Sterne oder Meteoriten am Himmel. Doch was ist Illusion und Wirklichkeit? Licht kann krumme Wege gehen, Schwarze Löcher lauern und selbst Einsteinringe breiten sich im Weltall aus. Im Rahmen der Reihe „Potsdamer Köpfe“ ging Joachim Wambsganß, Professor für Astroteilchenphysik an der Universität Heidelberg, vor etwa 40 Zuhörern zumindest einem Geheimnis des Universums auf den Grund – dem der „Irrwege“ des kosmischen Lichts. Auf der Grundlage von Albert Einsteins Relativitätstheorie brachte er am vergangenen Sonntag im Alten Rathaus etwas Licht in das Dunkel des Kosmos. Bis zum Sommer 2004 hatte sich der Wissenschaftler damit an der Universität Potsdam beschäftigt, dann nahm er den Lehrstuhl in Heidelberg an. „Gravitation ist die Urkraft des Universums“, erklärte Joachim Wambsganß. Und diese Gravitation bildet auch die Grundlage seiner Forschungen über Gravitationslinsen – Himmelskörper, die durch ihre Schwerkraft vorüber ziehendes Licht ablenken. Im Jahre 1911 stellte Albert Einstein die These auf, dass ein Lichtstrahl, der eng an der Sonne vorbeilaufe, mit nahezu magnetischer Wirkung durch ihr Gravitationsfeld abgebogen werden müsse. Er verlaufe nicht wie man bislang glaubte, kerzengerade. Für die Astrophysik sei das bisher immer noch eine der wichtigsten Erkenntnisse. „Der Gravitationslinseneffekt dient uns obendrein als so genannte kosmische Messlatte“, erläuterte er. Mit seiner Hilfe könne man gar die Entfernungen von Planeten berechnen oder wie kürzlich zum ersten Mal geschehen, ganz neue entdecken. „Leider von der Konkurrenz entdeckt“, bedauerte er lachend. Gravitationslinsen, so erklärt der Physiker funktionieren wenn sich zwischen die Sichtlinie der Erde und eines Sternes ein massives Objekt mit der Wirkung eines Brennglases schiebt. Das könne unter anderem eine Galaxie, ein Schwarzes Loch oder eben die Sonne sein. Das Licht des Hintergrundsternes werde durch die Anziehungskraft dieses massiven Objektes verformt und um sie herumgeleitet. Ein Punkt verschwimmt zum Bogen, verdoppelt oder verzerrt sich. Durch diese optische Illusion scheint für den Beobachter auf der Erde die Position des Sternes verschoben. „Diese Erscheinungen sind nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern können obendrein auch noch wunderschön sein“, schwärmte der Referent. Besonders wenn sich die Linse exakt vor den Mittelpunkt des Hintergrundsternes schiebe, sich das Licht ringsherum lege und ein so genannter Einsteinring entstehe. Dem Publikum schien es trotz aller Erklärungen nicht immer ganz leicht zu fallen, sich das Gehörte vorzustellen. Obwohl sie den klaren Worten des Professors interessiert folgten, blieben bei einigen der überwiegend älteren Zuhörer ab und zu fragende Blicke. Spätestens alsProf. Wambsganß Begriffe wie „Bogensekunde“ ungeklärt im Raum stehen ließ, wäre physikalische Vorbildung durchaus nützlich gewesen. Marion Schulz
Marion Schulz
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