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Sport: „Ist das nicht Männersport?“

Potsdams Germania-Ringer wollen Angebote für Mädchen ausbauen

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„Ich zeig denen gern mal, was “ne Harke ist“, sagt Laura Hinsche und kann sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Die 12-Jährige ist eine von insgesamt vier Ringerinnen, die für den RC Germania auf die Matte gehen. Da bleibt es nicht aus, dass immer wieder auch einer der zahlenmäßig überlegenen Jungs als Trainingspartner herhalten muss. Doch dass der automatisch als Sieger die Matte verlässt, ist keineswegs gesagt. Seit drei Jahren betreibt Laura mittlerweile ihren Sport. Sie wurde im vergangenen Jahr unter anderem Zweite bei den Landesmeisterschaften und kam vor wenigen Wochen von den Mitteldeutschen Meisterschaften in Luckenwalde mit der Bronzemedaille in ihrer Gewichtsklasse bis 40 kg heim.

Gleiches Edelmetall erkämpfte sich in der märkischen Ringerhochburg auch die ein Jahr ältere Sina Schanzenbach (bis 46 kg). Sie ist bereits seit sechs Jahren im Ringen aktiv und erkämpfte sich unter anderem Silber bei den Norddeutschen Meisterschaften. Die Helmholtz-Gymnasiastin wurde ebenfalls von den Germania-Trainern in der Schule angesprochen und fand auf Anhieb Gefallen am Ringen. „Ich bin von den Jungs aufgenommen worden, als ob ich schon immer dazu gehört habe. Allerdings werde ich immer wieder gefragt: Ist das nicht Männersport?“, erzählt die 13-Jährige, die viermal pro Woche trainiert. „Manchmal wird das mit der Schule knapp, weil die Anforderungen im Gymnasium ja nun doch mächtig gestiegen sind. Aber ich versuche immer, beides bestens unter einen Hut zu bringen.“

Den Schritt auf die nächste Schule hat Laura indes noch vor sich. Sie wechselt mit Beginn des nächsten Schuljahres von der Grundschule in Potsdam-West an die Sportschule nach Luckenwalde und hat dort beste Möglichkeiten, sich sportlich zu vervollkommnen. „Die Trainingsmöglichkeiten sind in Luckenwalde auch für Mädchen noch besser als in Potsdam“, weiß die talentierte Athletin, die sich zuvor bereits beim SC Potsdam in der Leichtathletik ausprobiert hatte.

Frank Ditting ist begeistert über Lauras Entscheidung. Der Jugendtrainer hat selbst eine erfolgreicher Ringerlaufbahn in Luckenwalde hinter sich, war eine Bank in der Bundesliga und konnte allein im vergangenen Jahr mit seinen Schützlingen dreimal Edelmetall bei Deutschen Meisterschaften erkämpfen. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Talenten und wollen vor allem auch den Mädchenbereich aufbauen“, sagt der Coach. „Für Sina haben wir beispielsweise im kommenden Jahr kaum noch Trainingspartner, weil ab einem bestimmten Alter Jungs und Mädchen nicht mehr gemeinsam ringen dürfen.“ Zumindest Laura Hinsche muss sich mit diesem Problem bald nicht mehr beschäftigen.

www.rcgermania-potsdam.de

Henner Mallwitz

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