Von Jan Brunzlow Von Guido Berg: Ist das Workshop-Ergebnis der große Wurf? PRO Contra
Besser geht es immer – aber ob Altes neu aufgebaut immer attraktiver ist? Fest steht, der moderne Bau von Ingo Schürmann hat durch die Lamellen, die ein wenig an die Architektur von Fachhochschule und Bibliothek erinnern, sowie den Foto-Applikationen etwas Besonderes.
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Besser geht es immer – aber ob Altes neu aufgebaut immer attraktiver ist? Fest steht, der moderne Bau von Ingo Schürmann hat durch die Lamellen, die ein wenig an die Architektur von Fachhochschule und Bibliothek erinnern, sowie den Foto-Applikationen etwas Besonderes. Es ist damit mehr als eine gute Alternative zum historischen Vorbild. Potsdam hat die Chance, an dieser Stelle einen alten Grundriss der Stadt wieder aufzunehmen. Das haben die Stadtverordneten Anfang der 90er Jahre so beschlossen. Genau das erfüllt der nun vorgestellte Entwurf. Keiner hat dafür votiert, dass alle historischen Fassaden wieder entstehen müssen. Aus gutem Grund. Eine komplette Rehistorisierung der Stadt würde das Ensemble zwar komplettieren, aber der Stadt die Lebendigkeit auch vergangener Jahre nehmen. Die Zeit kann nicht zurückgedreht werden, Architektur hat sich verändert wie das Leben selbst. Ein moderner Entwurf mit den Foto-Applikationen der Geschichte ist daher eine großartige Möglichkeit des Kompromisses. Es gibt in der heutigen Bauweise ebenso Unterschiede wie es sie zu Zeiten Ungers gegeben hat. Das wird allein bei den Entwürfen für diesen Standort deutlich. Der erste, austauschbare und kritikwürdige Fassadenentwurf aus Schürmanns Feder ist zu Recht gekippt worden. Die überarbeitete Fassung ist dem Architekten hoch anzurechnen, weil er nicht den Unger nachbaut, sondern eigene Akzente setzt. Will eine Stadt ein eigenes Bild der heutigen Zeit abgeben, benötigt sie neben der historischen Silhouette Bauten wie diesen, der sich von anderen Neubauten abhebt. Und ein Argument sollte, auch wenn es mit der Architektur des Hauses nur sekundär zu tun hat, nicht verachtet werden. Wer einen Original-Unger an dieser Stelle haben möchte, hätte dies jahrelang umsetzen können. Die Pro Potsdam als Bauherr hat als städtisches Wohnungsbau-Unternehmen eine Verpflichtung, die Stadt zu entwickeln – aber sie ist nicht dafür da, Freilichtmuseen zu errichten.
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