Landeshauptstadt: Jagdschloss ohne Hunde
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten will den Trainingsplatz am Stern schließen
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Am Stern - Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten will den Hundetrainingsplatz am Jagdschloss Stern abschaffen. Dies bestätigte Pressesprecher Ulrich Henze auf Anfrage. Das Schloss und sein Umfeld würden durch Besichtigungen und Veranstaltungen des Fördervereins wieder stärker öffentlich genutzt, da störe der Betrieb auf dem Hundeplatz.
Zudem wolle die Stiftung mit ihren Ordnungskräften künftig verstärkt gegen die missbräuchliche Nutzung der neben dem Trainingsplatz gelegenen Festwiese durch Hundehalter vorgehen. Die Tiere richteten dort erhebliche Schäden an, so an dem für den Wiederaufbau vorgesehenen historischen Backofen, bestätigte Christine Färber, die Vorsitzende des Fördervereins. Zudem weist Henze darauf hin, dass die Wiese zu einem Treffpunkt von Trinkern geworden sei.
Dirk Grünberg, der Vorsitzende des Hundesportvereins Potsdam, zeigte sich von der Absicht der Schlösserstiftung überrascht, denn er erfuhr davon erst durch den Anruf der PNN. Neben seinem Verein nutzt auch der Potsdamer Hundesportler e.V. den Trainingsplatz. Hier wird Familienhunden durch Fachkräfte gutes Benehmen beigebracht, außerdem bereiten sich Wettkampfsportler mit ihren Vierbeinern auf Turniere vor.
Von dem umzäunten Gelände, auf dem die Hunde ständig unter Aufsicht stehen, gingen keine unzumutbaren Belästigungen für den touristischen Betrieb am Jagdschloss aus, erklärte Grünberg. Den beiden Vereinen dürfte es außerordentlich schwer fallen, dafür in Potsdam Ersatz zu finden. Selbst wenn dies gelinge, würden ihnen durch die dann notwendige Erneuerung der fest installierten Hindernisbahn an anderer Stelle und die Verlagerung von Klettergeräten, Laufstegen, Wippen erhebliche Kosten entstehen, die von einem gemeinnützigen Verein nur schwer aufzubringen seien.
„Manchmal habe ich den Eindruck, dass Potsdamer Behörden und Einrichtungen möglichst viele Tiere aus der Stadt verbannen wollen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Die nach Schließung des Tierheims erfolgte Auslagerung von heimatlosen und Fundtieren nach Beelitz sei dafür ein exemplarischer Fall.
Die Stiftung kündigte inzwischen durch ihren Pressesprecher für die nächsten Tage Gespräche der Stiftung mit den Hundesportlern an. Man werde sich um eine gütliche Einigung bemühen. Grünberg nimmt diese Bekundung allerdings eher skeptisch auf. „Wenn die Stiftung als Eigentümer den Hundeplatz weghaben will, können wir dagegen wenig ausrichten“, schätzt der durch Weltmeistertitel und andere internationale Erfolge seiner Schlittenhunde bekannt gewordene Züchter ein.
Wann die Stiftung ernst macht, bleibt abzuwarten. Sie hat nämlich bisher keinerlei vertragliche Unterlagen über die Verpachtung des Hundeplatzes gefunden. Damit ist allerdings auch kaum zu rechnen. In der DDR-Zeit wurden solche Fragen oft durch mündliche Absprachen geregelt. So wird das wohl auch für das Gelände am Jagdschloss gewesen sein; als die heutigen Nutzer nach der Wende den Platz von einem Vorgängerverein übernahmen, erhielten sie laut Grünberg ebenfalls keine vertraglichen Unterlagen ausgehändigt.
Bleibt die Frage, ob es sinnvoll ist, Hunde ausgerechnet von einem Jagdschloss wie am Stern fern zu halten. Der Erbauer König Friedrich Wilhelm I., der ein großer Nimrod war, hielt hier eine ganze Meute Jagdhunde. Und der heutige Förderverein erinnert alljährlich im Herbst in einer nachgestellten Hetzjagd durch die Parforceheide an diese Tradition – eine beim Publikum sehr beliebte Veranstaltung. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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