Landeshauptstadt: Jaguare zwischen Potsdam und Dublin
Karussellbesitzer Jochen Neutzsch: „Der Rummel wird sein Gesicht ändern“
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„Den klassischen Rummel, wie er jetzt im Lustgarten aufgebaut ist, wird es bald nicht mehr geben“, meint der Hallenser Jochen Neutzsch. Dabei sind seine Jaguare nicht nur flott auf den Beinen, sie sind auch beim Publikum ein Renner. Im Vorjahr gefiel es dem Karussellbesitzer so gut in Potsdam, dass er auch 2006 wiederkam. Seine weiteste Reise führte ihn übrigens nach Dublin, wo es so zuging, wie es sich Neutzsch künftig vorstellt. Am Rande eines großen Volksfestes waren auch Karussells und Buden aufgestellt und fanden ihr Publikum. „Es gibt zu viele Angebote an den Wochenenden und so verzetteln wir uns und schließlich kommt keiner auf seine Kosten“, meint er. Seine Tochter studiert jedenfalls erst mal Betriebswirtschaftslehre und Management. Das schärft den Weitblick.
Holger Sobczyk schaut der Sohn schon als Schulkind über die Schulter. Er wird den traditionsreichen Familienbetrieb, den es seit 1896 gibt, weiterführen. 27-mal im Jahr baut Sobczyk seinen Break Dance auf und ab. 27-mal im Jahr reist er von Kirmes zu Kirmes. Natürlich wurde seit Großvaters Zeiten vieles erneuert, denn nicht nur die Ansprüche des Publikums wandelten sich. „Wir haben in Deutschland weltweit die höchsten Sicherheitsstandards“, sagt Harald Wilbertz, Geschäftsführer des Brandenburgischen Schaustellerverbandes e. V. Beim Break Dance prüft der TÜV sie jedes Jahr und es werden auch jährlich „alle fliegenden Teile geröntgt“, so Wilbertz.
Die Familie von Fred Katzschmann aus Mittweida/Sachsen ist mehr für die kleinen Kirmesbesucher zuständig. In zwei Etagen rollt das Kinderkarussell auf und ab und dazu könnte eine historische Kirmes-Orgel 300 Musikstücke spielen. Die sei aber sehr laut, deshalb schränke er die Zeiten ein. Nur noch ein Fachmann in Deutschland könne solche Orgeln reparieren. Deshalb greife er, Katzschmann ist Elektroinstallateur, wenn nötig, selbst zum Werkzeug. Ein Handwerk sei Voraussetzung für den Karussellbesitzer, meint er. Sein Sohn lerne im Fahrzeugbau.
Marion und Dieter Rausch, die auf dem Potsdamer Herbstfest gerade mit Autoscooter und Imbisswagen (Pilze, Blumenkohl und Hühnchen) vertreten sind, haben keine Kinder. Marion hat hineingeheiratet ins unstete Leben und nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten macht es ihr jetzt richtig Spaß. Ihren Imbiss hat sie fest im Griff mit Zulieferern aus der jeweiligen Region.
Der Verband will sich übrigens dafür einsetzen, dass Schausteller und Kirmes zum Kulturerbe erklärt werden, um deren Überlebenschancen zu verbessern. dif
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