Landeshauptstadt: Jakobs als Vorschotmann
Seglervereine stellten sich erstmals öffentlich dar
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Brandenburger Vorstadt - Mit der Rolle des Vorschotmanns musste sich Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern Vormittag bei den Potsdamer Adlern begnügen. Der Käptn''n der Potsdamer Verwaltung begab sich in die Obhut von Karl-Heinz Hegenbarth vom Verband der Segler und umrundete mit einer XY-Jolle die gelbe Boje in der Havelmitte. „Wir haben gewonnen", zeigte sich Jakobs am Ende erfreut, zumal das Boot vor dem Wendepunkt wegen Flaute fast zum Stehen gekommen war.
Gewonnen haben auf jeden Fall die Seglervereine, die sich zwei Tage lang präsentierten. „Ein absolutes Novum“, sagt Norbert Seidel, Vorsitzender der Potsdamer Adler. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, schätzt er ein. Zwar sei die Organisation ein Kraftakt, aber die Lasten hätten sich auf die Schultern der Vereine von Ferch bis Geltow verteilen lassen.
Bei einer Talk-Runde vor der Kulisse Hermannswerders mit Wasser- und Kirchturm im Hintergrund standen Oberbürgermeister, Tourismusexperten und Seglervereine gestern Vormittag Rede und Antwort. „Warum werden die Segler nicht wie die anderen Vereine gefördert?“ fragte Moderator Lothar Mahrla. Den in der Frage steckenden Vorwurf wollte Jakobs nicht auf sich sitzen lassen: „Wir tun “ne ganze Menge“, behauptete er und erwähnte, dass die Stadt den Potsdamer Adlern das Vereinsgelände an der Wielandstraße zu einem günstigen Pachtzins zur Verfügung gestellt habe. „Wenn wir Ihre Arbeit nicht schätzen würden, hätten wir Hotels oder sonst was bauen lassen“, so der Oberbürgermeister.
Lautstarke Proteste erntete Mahrla auf seine Behauptung, dass es im Gegensatz zu den Ruderern und Kanuten in Potsdam keine erfolgreichen Segler gebe. Internationale Erfolge lägen länger zurück, räumte Hegenbart ein, aber das liege daran, dass in Potsdam die Voraussetzungen für den Segel-Leistungssport nicht gegeben seien. 95 Prozent sei Breiten- und nur ein kleiner Rest Leistungssport. Die Zentren hierfür befänden sich in Berlin, Hamburg und in Bayern, sagte Hegenbart und sprach die finanzielle Ausstattung an: „Die leben nicht von der Luft allein.“ Und: „Wir sind die Macher, aber den Rahm schöpfen die anderen ab“, behautet er wegen des Wegganges junger Talente in die genannten drei Zentren.
Mit dem Parcours von Optimist- und Robinson-Jollen rückten die Segler den Nachwuchs in den Mittelpunkt. „Das ist unser großes Problem, wir müssen Nachwuchs gewinnen“, sagt Seidel. Junge Leute in der Ausbildung oder mit einem sicheren Job hätten heute oftmals nicht soviel Zeit, sich in einem Seglerverein zu betätigen. „Bei uns müssen alle selbst anpacken“, erläutert der Adler-Vorsitzende. Bei den Privaten hingegen könnten sie ihrem Hobby ohne diesen persönlichen Einsatz nachgehen.
Seglerschein ja oder nein - diese Frage bewegte in der Talk-Runde ebenfalls. Insgesamt waren sich sowohl die Experten als auch die Aktiven einig: „Es ist schon notwendig, dass die Segler eine solide Ausbildung haben.“ Günter Schenke
Günter Schenke
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