Landeshauptstadt: Jakobs am Nabel der Welt
Politischer Aschermittwoch der Linkspartei.PDS in der vollbesetzen Reithalle A
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Berliner Vorstadt – Durch ein Schild verstellt war am Mittwochabend der Fußweg zur Reithalle A an der Schiffbauergasse. „Wer hier links abbiegt, kommt nicht ans Ziel“, lautete die Inschrift darauf. Verfasser waren dem Schild zufolge die Bündnisgrünen, die einen politischen Aschermittwoch ihrer Partei mit „Dany“ Cohn-Bendit und Reinhard Bütiköfer ankündigten. Wer trotzdem links abbog, gelangte ins voll besetzte Foyer der Reithalle A, in dem die Linken den Aschermittwoch kabarettistisch und kulinarisch mit Boulette und Kartoffelsalat feierten.
Aus Freude über das Ende der närrischen Zeit (im Fernsehen), begab sich PDS-Kreischef und Landtagsmitarbeiter Pete Heuer verbal ans Rote Meer. In der baum- und strauchlosen Wüste beschäftigte den studierten Forstwirt die Frage, warum um den Sinai Krieg geführt worden sei. Die Erleuchtung fand er in der Neujahrsrede des Potsdamer Oberbürgermeisters: „So wie die Schlacht von Valmý die Wende im Krieg der europäischen Mächte gegen die junge französische Republik darstellte, so markierte auch dieser Tag (gemeint ist die Bürgerbefragung zum Landtag) eine Wende in der Diskussion um die Neubebauung des Platzes am Alten Markt.“ Und für den, der das noch nicht begriffen hat, muss Goethe herhalten: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen.“ Oberbürgermeister Jakobs in Trance und am Nabel der Welt
Alle Parteigegner kriegten etwas ab, nicht nur Jakobs und die SPD, die es geschafft habe, zur drittstärkste Kraft in der Stadtverordnetenversammlung abzufallen. Wolfgang Cornelius und der CDU dankte Heuer für „den bisher schönsten Weihnachtsmarkt“ und den Grünen, „die zum Schluss noch den alten Lieblingsfeind, das Auto, mit Knobelsdorff und den Schlossgrundriss bekämpfen – also die Anbindung der Friedrich-Ebert-Straße verhindern wollten. Ein Grund mehr, einen Radweg durchs Areal zu legen.“ In Potsdam könne manches ins Wasser fallen, hieß es zum Themenjahr „Faszination Wasser“. Das zielte aufs Spaßbad: Betriebswirtschaft unbekannt und mit Fördermittelopium auf ins nächste Bauloch!
Der junge PDS-Landtagsabgeordnete und Freizeitkabarettist Peer Jürgens bot im Hauptteil des linken Aschermittwochabends ein Non-Stop-Soloprogramm, das die Regierungsparteien und das Land Brandenburg auf die Schippe nahm: Was ist der Unterschied zwischen Brandenburg und der Wüste? Antwort: Die Wüste lebt. Und als der Heintje-Song „Ich bau dir ein Schloss...“ abgespult war, kam die Mitteilung des Kabarettisten zum Landtag auf historischem Grund: „Matthias Platzeck lernt schon reiten.“ So könne jemand zur politischen Größe werden. Leider steht das Reiterstandbild Friedrichs des Großen bereits Unter den Linden in Berlin.
Als „Premiere und Testlauf“ bezeichnete Heuer das Spektakel des politischen Aschermittwochs im PDS-Parteikreis. Möglicherweise muss er beim nächsten Mal einen größeren Saal mieten.
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