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Landeshauptstadt: Jakobs bekennt sich zum „Stadtschloss“

Eindrucksvolle Dinner-Demo / Beifall für Landtagsschlossentwurf von fünf jungen Potsdamern

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Innenstadt – Oberbürgermeister Jann Jakobs fürchtet den Ausschluss aus der Jury für den Landtagsneubau am Alten Markt, wenn er sich zu detailliert für das historische Stadtschloss bekennt. „Das könnte als Befangenheit ausgelegt werden“, sagte er am Samstag auf der „Dinner-Demo“ auf dem Alten Markt.

Dennoch ließ der Oberbürgermeister keinen Zweifel an seiner Sympathie für die Bürgerinitiative „Mitteschön“, die sich für den Knobelsdorff’schen Stadtschloss-Nachbau einsetzt und mit der abendlichen Demo in dieser Richtung Druck machen will.

„Ich finde es gut, dass Sie hier sind“, rief Jakobs den zahlreichen Teilnehmern des nächtlichen Dinners zu. Ohne das Bekenntnis der überwiegenden Mehrheit der Bürgerschaft wäre es nach zwei gescheiterten Abstimmungen in der Stadtverordnetenversammlung nicht möglich gewesen, im Januar eine Lösung für den Bebauungsplan des Landtagsneubaus zu finden. Jetzt gehe es um einen architektonischen Entwurf, „der sich in die anspruchsvolle Umgebung einfügt“. Dabei stehe außer dem Landtag auch die Neugestaltung des Havelufers und die Neubebauung des Areals der Fachhochschule auf der Tagesordnung. Noch in diesem Jahr würden die Pfeiler für die Straßenbahnbrücke gesetzt und das Baufeld einschließlich archäologischer Untersuchungen weiter freigemacht. „Im Herbst 2009 ist dann alles vorbereitet, um mit dem Bau des Landtages beginnen zu können.“ Aus seiner Meinung, wie dieser aussehen soll, machte Jakobs alles andere als ein Geheimnis, indem er mit der gerade erworbenen Stadtschloss-Aktie in der Hand rief: „Ich bin hierher gekommen um Ihnen Mut zu machen, weiter zu streiten und zu brennen für das Stadtschloss.“

Viel Beifall erhielten fünf junge Potsdamer, die aus architektonischer, betriebswirtschaftlicher und verkehrsanalytischer Sicht mit ihrem Entwurf den Beweis lieferten, dass der Landtag in jeder Hinsicht in den Knobelsdorff-Bau passt (PNN berichteten). Wie der Sprecher des Teams, der Betriebswirt Olaf Mauga, sagte, hätten die fünf Freunde zwei Jahre lang an dieser Lösung, mit der sie sich bewusst von dem vom Land initiierten Investorenverfahren lösen wollten, gearbeitet. Sie wollten eine konsequente Lösung und „keine Kompromisse“. CDU-Kreischef und Landtagsmitglied Wieland Niekisch lobte die „jungen Leute“, da sie mit viel Geschick eigentlich schon das umgesetzt hätten, was der Landtagsbeschluss zum Inhalt habe. „Das wird seine Wirkung nicht verfehlen“, sagte er.

Nachdem die Entwürfe für den Landtagsneubau von sechs Bau-Konsortien jetzt vorliegen, solle am 24. Oktober die Jury „eingewiesen“ werden, informierte Niekisch. Ende November gebe es dann eine streng geheime Klausurtagung mit einem „Dialog“ der Beteiligten. Mit einem Ergebnis, das heißt mit der Bekanntgabe des konkreten Bebauungsvorschlages für den Landtag, sei Ende Februar/Anfang März 2008 zu rechnen. Bis dahin sei strenge Geheimhaltung angesagt. Es dürfe nichts schief gehen, denn davon würden nur die Linken profitieren. Insgesamt äußerte sich der Christdemokrat, der schon an der Formulierung des Landtagsbeschlusses mitgearbeitet hatte, optimistisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas herauskommt, was Ihnen nicht gefällt.“

Die Stadtfraktion Die Linke boykottierte, wie schon die Dinner-Demo am 11. August, die Veranstaltung am Samstagabend. Die Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Birgit Müller, die der Linken angehört, ist jedoch als Jury-Mitglied nominiert.

Für den kulturellen Rahmen der Freilichtveranstaltung sorgte das Ensemble „Arpeggiato“, dessen Repertoire von Bachs „Air“ bis zum Schreibmaschinen-Foxtrott reichte. Nach einem Bekenntnis Potsdamer Vereine wie Berliner Vorstadt, AG Innenstadt, der Gastronomen-Vereinigung „Mittendrin“ sowie dem Förderverein Garnisonkirche, lieferte der Saxophonist Matthias Wacker gegen 22.30 Uhr einen stimmungsvollen Abschluss des Abends.

Günter Schenke

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