Landeshauptstadt: Jakobs bestellt Zwei-Liter-Auto
Potsdam setzt sich Klimaschutzziel: 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2020 / Grüne wollen mehr
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Potsdam bekommt einen Klimaschutz- Beauftragten. Sein Name: Klaus-Peter Linke. Der ehemalige Chef des Gesundheitszentrums und vormalige Fachbereichsleiter Umwelt soll künftig gemeinsam mit Cordine Lippert die Klimaschutzaktivitäten in der Landeshauptstadt koordinieren, wie Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern vor Journalisten erklärte. Ziel ist eine Reduzierung des in Potsdam emittierten Kohlendioxids (CO2) um 20 Prozent bis zum Jahr 2020. CO2 gilt als Hauptverursacher für die Klimaerwärmung auf der Welt. „Seit 1990 ist die Jahresmitteltemperatur um 0,9 Grad angestiegen“, so der Oberbürgermeister. Klimaschutz sei „kein abstraktes Thema mehr.“
Um das Ziel der Treibhausgas-Reduzierung zu erreichen, müssen „viele Akteure zusammengeführt werden“. Jakobs: „Es ist eine Aufgabe aller.“ Dazu soll noch vor der Sommerpause ein Klimaschutzbeirat seine Aufgabe aufnehmen. Mitglieder sollen Vertreter folgender Institutionen sein: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), AG Stadtspuren, Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer, Universität Potsdam, Fachhochschule Potsdam, Landesumweltamt, Stadtwerke Potsdam, Arbeitskreis ländliche Entwicklung und die in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien. Der Klimaschutzbeirat soll die Ergebnisse von vier Verwaltungsarbeitsgruppen mit den Schwerpunkten Wohnungsbau, Energie, Verkehr und Stadtentwicklung auswerten und dann konkrete Maßnahmen vorschlagen.
Seine Aufgabe wird es auch sein, wie Klaus-Peter Linke sagte, ein CO2-Monitoring aufzubauen, um genau zu wissen, wie viel von dem Treibhausgas in der Stadt ausgestoßen wird. Ferner soll im kommenden Jahr eine Klimaschutzkonferenz auf lokaler Ebene einberufen werden. Jakobs stellte klar, dass das Ziel einer 20-prozentigen CO2-Reduzierung nicht mit bereits eingeleiteten oder umgesetzten Vorhaben wie den Vorrang für Trams und Busse im Stadtverkehr oder dem Radverkehrskonzept zu erreichen sein wird.
Dessen ungeachtet hat Potsdam seinen Kohlendioxid-Ausstoß seit 1990 stark reduzieren können. Damals lag der Pro-Kopf-Ausstoß inklusive Verkehr bei 13,5 Tonnen im Jahr, 2005 nur noch 5,55 Tonnen. Entscheidend dabei war 1994 die Entscheidung zugunsten eines Gasheizkraftwerkes mit Kraft-Wärme- Kopplung anstatt eines Kohlekraftwerkes, wofür Jakobs dem ehemaligen Oberbürgermeister Horst Gramlich seinen Respekt aussprach. Ziel bis 2020 ist es nun, dass jeder Potsdamer in den nächsten zwölf Jahren seinen jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß um weitere 1,1 Tonnen verringert. Als seinen eigenen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz erwähnte der Oberbürgermeister, dass sein neuer Dienstwagen vom Typ Audi A6 mit einem Zwei- anstatt – wie gegenwärtig der Fall – einem Drei-Liter-Motor ausgestattet sein wird. Jakobs meinte freilich den Hubraum, nicht den Verbrauch.
Den Bündnisgrünen geht das Potsdamer Klimaziel indes nicht weit genug: Sie fordern eine 60-prozentige Reduzierung des CO2-Ausstoß pro Kopf um 2,5 Tonnen bis 2030. Gestern legten der Kreisvorsitzende Nils Naber und der Stadtverordnete Peter Schüler eine Broschüre mit Handlungsempfehlungen für mehr Klimaschutz in Potsdam vor. Diesbezüglich kritisierten die Grünen-Politiker die Ablehnung entsprechender Anträge durch die Stadtverordneten. So fand ein Antrag zur Bauleitplanung kein Gehör, welcher für Neubauten die Nutzung von erneuerbaren Energien zu einem bestimmten Anteil vorgeschrieben hätte.
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