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Potsdamer Affären: Jakobs: Paffhausen soll in Regress genommen werden
Rechnung statt Abfindung: Potsdamer Stadtwerke und EWP wollen ihren Ex-Geschäftsführer wegen der Deals mit dem SV Babelsberg 03 verklagen.
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So kann sich das Blatt wenden: Der Ex-Chef der Potsdamer Stadtwerke, Peter Paffhausen, bekommt nun statt einer Millionenabfindung wohl eine fünfstellige Rechnung. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte am Montag nach Aufsichtsratssitzungen der Stadtwerke und deren Tochter EWP, dass gegen Paffhausen Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden sollen. Jakobs ist Chef der Aufsichtsräte der Stadtwerke und ihres Tochterunternehmens Energie und Wasser Potsdam (EWP). Die jeweils einstimmig beziehungsweise mit großer Mehrheit getroffene Entscheidung, Paffhausen in Regress nehmen zu wollen, sei angesichts zahlreicher von Paffhausen realisierter "Rechtsgeschäfte" mit dem Fußballverein SV Babelsberg 03 gefallen, die an Aufsichtsräten und Gesellschafter "vorbei realisiert worden", so Jakobs.
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Paffhausen war bis zu seinem Rücktritt vor einem Monat - damals noch wegen einer Spitzel-Affäre -, auch Chef des Aufsichtsrats des von ihm begünstigten Fußballvereins.
Konkret geht es bei der Hilfe für Babelsberg um drei Darlehen - eines bis zu 180 000 Euro - und fünf laut Jakobs "so genannte" Bürgschaften bis zu 600 000 Euro, die zwischen 2004 und 2010 abgeschlossen worden seien. Die Darlehen, die zum Teil zinslos gewährt wurden, seien nur teilweise an das Unternehmen zurückgezahlt worden, andere Teile seien über die eigentliche Sponsoringtätigkeit "verrechnet" worden, so Jakobs. Daher sei auch die Höhe der Schadenersatzfoderungen noch unklar, dies würde derzeit noch bewertet. In Rede stünden die Zinsausfälle für die EWP und Verluste aus gewährten Darlehen. Jakobs bestätigte damit auch, dass die Jahresabschlüsse der EWP an einigen Stellen "falsch" und "unrichtig" seien - allerdings aus jetziger Sicht nicht im strafrechtlich verwertbaren Sinne. Gegen Paffhausen ermittelt bereits die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen des Verdachts auf Untreue.
Noch vor einem Monat hatte der EWP-Aufsichtsrat mit Jakobs an der Spitze einen Aufhebungsvertrag für Paffhausen gebilligt, der nach PNN-Informationen rund 1,4 Millionen Euro Abfindung vorgesehen hatte. "Das Geld sollte Ende Juni ausgezahlt werden", sagte Jakobs. Wegen der nun beschlossenen fristlosen Kündigung für Paffhausen werde diese Zahlung nicht mehr erfolgen. Zu seiner Kurskorrektur sagte Jakobs, er kenne mittlerweile Sachverhalte, "von denen ich vorher keine Ahnung hatte". Ob er Paffhausen lieber sofort nach den ersten Vorwürfen hätte beurlauben sollen, statt einen Abfindungsvertrag abzuschließen, wollte Jakobs nicht weiter kommentieren: "Das ist müßig zu diskutieren." Insgesamt sei die gesamte Affäre auch für ihn ein "schmerzhafter Lernprozess", so Jakobs. HK
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