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Der Potsdamer Rathauschef war vor 39 Jahren selbst auf Utöya – als Betreuer für 600 Kinder und Jugendliche.

© Manfred Thomas

Norwegen: Jakobs spricht Norwegern Beileid aus

Der Potsdamer Rathauschef war vor 39 Jahren selbst auf Utöya – als Betreuer für 600 Kinder und Jugendliche.

Von Peer Straube

Stand:

Nach den Massakern von Oslo und Utöya, bei denen der Rechtsextremist Anders Behring Breivik 76 Menschen tötete, hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) den Norwegern sein Beileid ausgesprochen. In einem Kondolenzbrief an den norwegischen Botschafter, Sven Erik Svedman, erklärte der Rathauschef im Namen der Potsdamer seine Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Opfer. Die Taten seien „entsetzlich“, der Anschlag auf unschuldige Kinder und Jugendliche auf der Ferieninsel Utöya sei „besonders verabscheuungswürdig“.

Jakobs verbindet eine persönliche Beziehung mit der norwegischen Ferieninsel. 1972 sei er, damals 19-jährig, selbst als Betreuer für 600 Kinder und Jugendliche in ein Zeltlager auf Utöya gefahren, sagte er gestern den PNN. Die Insel sei so idyllisch, dass eine solche Tat dort „unvorstellbar“ sei, so Jakobs. Es habe eine „ganz unbekümmerte Atmosphäre“ geherrscht. Er sei damals für die sozialdemokratische Jugendorganisation „Die Falken“ tätig gewesen. Eigentlich hätte das Zeltlager wie in jedem anderen Jahr in Deutschland stattfinden sollen, doch weil in München die Olympischen Spiele stattfanden, sei kein Campingplatz mehr verfügbar gewesen, der groß genug war. Bei der Suche nach Alternativen sei man dann auf der norwegischen Insel fündig geworden, sagte Jakobs. Es seien drei schöne Wochen gewesen.

„Als ich die Bilder jetzt im Fernsehen gesehen habe, war das ganz entsetzlich.“ Die Insel habe sich offenbar wenig verändert. Es gebe drei große Wiesen, „man braucht kaum fünf Minuten, um von einem Ende zum anderen zu laufen“.

Einen Fluchtweg oder Möglichkeiten, sich vor einem Attentäter zu verstecken, gebe es nicht. Das mache die Tat besonders grausam. Es sei wenig verwunderlich, dass es so viele Todesopfer gegeben habe, denn in der Regel fänden auf Utöya sehr große Zeltlager mit mehreren Hundert Teilnehmern statt, sagte der Rathauschef. „Das ist Leben in der Natur pur.“ Dass ein Mensch zu einem solchen Massakern an den arglosen Kindern und Jugendlichen fähig sei, „verschlägt einem die Sprache“, sagte Jakobs.

Er selbst sei Vater von vier Kindern, die er immer gern in Ferienlager geschickt habe, weil man dort viel über soziales Miteinander lernen könne. Er habe das immer in dem Wissen getan, „dass sie da gut aufgehoben sind“. Ob dies künftig noch möglich sei, „weiß ich noch nicht. Ich muss das erstmal verarbeiten.“

Ob es in Potsdam eine eigene Gedenkveranstaltung für die Opfer in Norwegen geben werde, sei noch offen, so Jakobs. Jedwede Bestrebungen dieser Art werde er allerdings unterstützen.

In den Tagen nach dem Attentat „lernen wir viel über Norwegen, seine Menschen und vor allem auch den demokratischen und liberalen Umgang miteinander“, schreibt Jakobs in dem Kondolenzbrief. Es werde deutlich, dass die Norweger sich nach diesem Angriff auf ihre Gesellschaft „nicht dem Hass und Rachegefühlen“ hingäben. „Das ist beispielhaft und ein Vorbild für die Welt“, lobte der Oberbürgermeister. Man werde die Norweger in dieser Haltung bestärken.

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