Von Peer Straube: Jakobs will Fördermittel
Land soll neue Studentenwohnungen finanzieren
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Beim Bau neuer Wohnungen für Studenten und Azubis setzt die Stadt auf Fördermittel. „Wir werden hier nicht ohne Landesmittel auskommen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern vor Journalisten. Wie berichtet, ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für die rund 23 000 Studenten und 8000 Azubis eine der Hauptsorgen der städtischen Wohnungsbaupolitik.
Im April und Mai will die Verwaltung gemeinsam mit dem Studentenwerk eine Online-Befragung durchführen, bei der die Studierenden ihre Anregungen und Wünsche zum Thema Wohnen äußern können. Die Ergebnisse könnten dann auch als „Argumentationshilfe gegenüber dem Land“ dienen, betonte Jakobs. Auch die Wohnungsgenossenschaften seien beim Bau neuer Wohnheime in der Pflicht, sagte der Rathauschef. Denkbar sei zudem eine preiswerte Sanierung leerstehender Wohnungen. Wie berichtet, sollen in Golm kurzfristig 200 neue Wohnheimplätze gebaut werden, die aus dem Konjunkturpaket II finanziert werden sollen. Auch Semmelhaack baue am Hauptbahnhof frei finanzierte Wohnungen, die für Studenten geeignet seien, so Jakobs. Eine Wohnungstauschbörse könne ebenfalls zur Verbesserung des Zustands beitragen, hieß es.
Generell hofft Jakobs auch künftig auf Gelder vom Land für den Wohnungsbau, erteilte jedoch Forderungen nach üppigen Förderprogrammen eine Absage. Die Zeit, als der Bund in den 90er Jahren „Riesenprojekte“ förderte, nur um die „Bruttoregistertonnen“ an Wohnraum zu erhöhen, sei unwiderruflich vorbei. Jetzt gehe es um zielgerichtete Strategien. Für Potsdam nannte Jakobs das in Babelsberg erfolgreich erprobte Modell der Bauherrengemeinschaft. Möglich sei auch eine Förderung von Häuslebauern, die nur über wenig Eigenkapital verfügen. Bis Juli will die Stadt alle Ideen bündeln, die im Forum „Wohnen in Potsdam“ Mitte März erarbeitet wurden (PNN berichteten). Münden sollen alle machbaren Vorschläge in das neue Stadtentwicklungskonzept Wohnen. Darin will sich die Stadt auch die Rosinen herauspicken, die andere Städte mit vergleichbaren Problemen bereits ausprobieren. „Vorbildhaft“ sei etwa die „Wohnstandortinfo“, die Schwerin praktiziert. Dort wird im Internet ein Service geboten, bei dem Wohnungssuchende nicht nur etwas über die Beschaffenheit der Wohnungen erfahren, sondern auch Infos zum Umfeld erhalten, zum Beispiel, ob es Ärzte, Kitas oder Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe gibt. Als interessant wertete Jakobs auch das Münchener Modell. Die Stadt, die als eine der teuersten in Deutschland gilt, steckt eigenes Geld in den Wohnungsmarkt und sichert sich über die Kofinanzierung beim Investor Belegungsrechte. Diese Lösung sei auch für Potsdam „nicht auszuschließen“, sagte Jakobs. Geprüft werde auch, in wieweit kommunale Grundstücke für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden könnten. Diese Variante wird seit elf Jahren erfolgreich in Dortmund praktiziert.
Problematisch sieht die Stadt die „soziale Entmischung“, vor allem in den Neubaugebieten des Potsdamer Südens. Besserverdienende zögen zunehmend in andere Stadtteile, beklagte Eike Wolfram vom Bereich Stadtentwicklung. Diese Entwicklung müsse durch den Neubau attraktiver Wohnungen gestoppt werden, sagte Wolfram. Ein weiteres wichtiges Thema angesichts stetig steigender Strompreise sei die energiesparende Sanierung des Wohnungsbestandes.
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