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Landeshauptstadt: Jakobs will Museum im Alten Rathaus

Verwaltung entscheidet sich gegen Brockesches Haus / Begründungen des Oberbürgermeisters irritieren

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Innenstadt - Für das Alte Rathaus als zukünftigen Standort des Potsdam Museums hat sich Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ausgesprochen. In seinem Eröffnungsvortrag zum 3. Potsdamer-Marketingtag sagte Jakobs gestern vor 160 Teilnehmern im Gebäude der Industrie- und Handelskammer, dass er den Stadtverordneten in der Novembersitzung den Vorschlag der Verwaltung unterbreiten wolle. Im Hinblick auf die Wiederbelebung der historischen Mitte am Alten Markt mit dem geplanten Neubau eines Landtages sei das Alte Rathaus aus historischer und städtebaulicher Sicht der ideale Standort für das Potsdam Museum. Wenn das Potsdam Forum, dass derzeit das Alte Rathaus betreibt, zusammen mit dem Potsdam Museum unter einem Dach arbeite, könne das für beide Seiten nur „belebend“ sein, so Jakobs.

Lorenz Bruckner, Eigentümer der Immobilie Brockesches Haus in der Yorckstraße, die neben dem Alten Rathaus in den vergangenen Monaten als weiterer Standort für das Potsdam Museum diskutiert und von verschiedenen Fraktionen und dem Kulturausschuss als optimale Lösung bezeichnet wurde, erfuhr durch die PNN von Jakobs Entscheidung. „Ich bin total überrascht“, sagte Bruckner, der sämtliche Sanierungs- und Investitionskosten für das Brockesche Haus als Museum tragen wollte und im Gegenzug von der Stadt verlangte, das Haus für mindestens 20 Jahre zu mieten. Was ihn fassungslos mache, seien die Begründungen. Hätte Jakobs gesagt, er habe sich aus wirtschaftlichen Gründen für das Alte Rathaus entschieden, das im Besitz der Stadt ist, wäre das für ihn nachvollziehbar gewesen. Doch allein die Behauptung, Potsdam Forum und Potsdam Museum gemeinsam unter dem Dach des Alten Rathauses würde für beide Seite „belebend“ sein, führe die Diskussion der vergangenen Monate ad absurdum.

Auch Eberhard Kapuste, Vorsitzender im Kulturausschuss, zeigte sich verwundert. „Es erstaunt mich sehr, dass der Oberbürgermeister der Meinung ist, es besser zu wissen, als die Experten und Stadtverordneten nach anderthalbjähriger Diskussion“, sagte Kapuste. In den Sitzungen des Kulturausschusses, der sich wiederholt eindeutig für das Brockesche Haus als zukünftigen Museumsstandort ausgesprochen hatte, sei immer wieder deutlich geworden, dass Potsdam Forum und Potsdam Museum gemeinsam im Alten Rathaus aus Platzgründen nicht vernünftig arbeiten können. „Einer würde bei dieser Lösung immer den Kürzeren ziehen“, so Kapuste. Trotzdem wolle er den Standort Altes Rathaus nicht vollends ausschließen. „Entscheidend sind die Finanzen, welche Kosten also auf die Stadt im Alten Rathaus oder im Brockeschen Haus zukommen würden.“ Verlässliche Zahlen, die ein Wirtschaftlichkeitsgutachten liefern soll, erhalten die Ausschussmitglieder erst heute, um sie dann in ihrer morgigen Sitzung diskutieren zu können.

Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg nannte den Vorschlag von Jakobs „inakzeptabel“. Seine Fraktion werde durch einen Antrag in der Novembersitzung der Stadtverordneten das Votum für das Brockesche Haus noch einmal bekräftigen.

Mike Schubert, SPD-Fraktionsvorsitzender, will erst einmal den Vorschlag Jakobs prüfen. „Zwar hat unsere Fraktion sich für das Brockesche Haus ausgesprochen“, so Schubert. Doch wenn die Kostenfrage deutlich zugunsten des Alten Rathauses ausfalle, müsse ein Umdenken erfolgen. „Es muss um die beste Lösung für die Stadt gehen.“

Auch für Hannes Wittenberg, Leiter des Potsdam Museums, zählt am Ende die „beste und langfristigste Lösung“. Ob die nun Altes Rathaus oder Brockesches Haus, sei ihm egal. „Alles was größer ist als der jetzige Standort des Potsdam Museums in der Benkertstraße kann nur besser sein“, sagte Wittenberg.

Dirk Becker

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