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Sport: „Jeder sieht auch das, was er sehen will“

Babelsberg 03-Trainer Cem Efe über die abgelaufene Saison, die Entwicklung der Mannschaft und seine Zukunft beim Fußball-Regionalligisten

Stand:

Herr Efe, mit ein paar Tagen Abstand - hat der SV Babelsberg 03 als 16. sein Saisonziel erreicht?

Cem Efe: Wir haben erstmal mit dem Klassenerhalt das Ziel erreicht. Mehr war nicht drin mit der Mannschaft. Den Pokal hätten wir holen müssen, der Gegner war schlagbar, wir waren mit zehn Mann besser als Rathenow mit elf. Es gibt kein Wenn und Aber - wir haben den Pokal nicht geholt.

Unabhängig vom Klassenerhalt - was war gut in dieser Saison?

Wir sind nicht abgestiegen, das ist - ich will es noch mal betonen - das Positivste. Es war wohl die jüngste Mannschaft in der Babelsberger Geschichte. Wir haben zwei, drei Spieler, die im deutschen Fußball kein Begriff waren, gefördert und bekannt gemacht, Lovro Sindik hat im defensiven Mittelfeld eine starke Saison gespielt, auch Severin Mihm in der Abwehrkette. Laurin von Piechowski hat sich gut entwickelt. Dass Enes Uzun wieder Fuß gefasst hat, hat mich gefreut. Es gab über 60 Einheiten mit und für Nachwuchsspieler, das gab es bisher noch nie. Henrik Müller hat als A-Jugendlicher in der ersten Mannschaft gespielt.

Auch an Ihnen als Trainer ist viel Kritik geübt worden, im vom Verein unabhängigen Fanforum wurde ihre Entlassung gefordert. Wie gehen Sie damit um?

Wie soll ich damit umgehen? Jeder versteht, wenn die Fans sauer sind, aber man muss sehen: Jeder sieht auch das, was er sehen will.

Kritisiert wurden fehlende Konstanz und auch die frühen Auswechslungen.

Wir haben keine schlechten Fußballer, aber sie brauchen Erfahrungswerte, es fehlt teilweise die Mentalität, sie brauchen Spielpraxis. Wir hatten 20 neue Spieler, Spieler, die aus unteren Ligen kamen. Nur zwei Beispiele: Maximilian Zimmer hat zwei Jahre bei Zehlendorf nicht gespielt, Kai Druschky war bei Lichtenberg kein Stammspieler. Mit dem Weggang von Süleyman Koc (wechselte in der Winterpause zum Zweitligisten Paderborn – d. Red.) haben wir Mentalität, Fleiß, Professionalität, wir haben Werte verloren. Er war jemand von dem andere lernen, sich etwas abgucken konnten. Aber Süleyman ist vorbei, er spielt jetzt in der ersten Liga. Zu den Wechseln: Ob es etwas bringt, weiß man erst nach dem Ergebnis. Es ist eine 50-50-Chance.

Babelsbergs Vorstandsvorsitzender Archibald Horlitz hat vor wenigen Tagen gesagt, bei der Frage, ob Sie Trainer bleiben, gibt es keine Vorfestlegungen in die eine oder andere Richtung. Wovon gehen Sie aus?

Ich liebe meinen Beruf und werde immer das Beste herausholen. Ich denke, dass ich fachlich ein Top-Mann bin, menschlich sozial, manchmal zu sozial. Wenn der Verein sagt, dass es nicht reicht, dann wird man es mir sagen. Almedin Civa hat mir am Montag gesagt, dass man mit mir weitermacht.

Wie weit sind die Planungen für die kommende Saison?

Im März habe ich eine Liste abgegeben mit Spielern, es wurde noch keiner geholt, jetzt ist wieder Juni, wir haben nur 13 Spieler. Es ist schwer, Spieler zu finden, manche reden gar nicht mit uns, wenn sie hören, was wir zahlen. Das ist die Realität.

Die Fragen stellte Ingmar Höfgen

Cem Efe (35) ist seit dieser Saison Cheftrainer des SVB 03. Der ehemalige Mittelstürmer trainierte zuvor Hertha 03 Zehlendorf und kam 2012 als Co-Trainer an den Babelsberger Park.

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