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Landeshauptstadt: Jeder Zehnte ohne reguläre Arbeit

Arbeitsagentur veröffentlicht erstmals Statistik zu verdeckter Erwerbslosigkeit in Potsdam

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In Potsdam leben mehr Menschen ohne reguläre Arbeit als bisher bekannt. Offiziell liegt die Arbeitslosenquote bei 7,6 Prozent: Doch ohne Mittel wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Ein-Euro-Jobs oder Umschulungen würde dieser Wert 11,1 Prozent betragen – die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Dies sind 9113 Menschen ohne Job statt offiziell 6188, teilte gestern die Potsdamer Arbeitsagentur mit. Die Behörde veröffentlichte damit erstmals eine genaue Statistik zu verdeckter Erwerbslosigkeit in der Landeshauptstadt. So werden nun auch jene Potsdamer ohne Job gezählt, die nicht in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden.

Als Grund für die erst jetzt mögliche Zählart nannte Agenturchefin Edelgard Woythe ein neues Software-Programm. „Es hat lange die Forderung nach diesen Zahlen gegeben, weil es immer wieder die Vorwürfe gab, wir würden Arbeitslosigkeit verschleiern“, sagte Woythe. Zu den Unterbeschäftigten zählen unter anderem 1152 Ein-Euro-Jobber und 526 Menschen, die gerade weitergebildet werden. Im gesamten Agenturbezirk Potsdam – er reicht von Brandenburg an der Havel bis Königs Wusterhausen – liegt die Unterbeschäftigungsquote mit 12 Prozent etwas höher als in der Landeshauptstadt.

Trotz der neuen Statistik bleibt die Tendenz für den Potsdamer Arbeitsmarkt gleich, wie Woythe betonte – bisher trotze der Markt der Wirtschaftskrise. So ist die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Jahres um 48 gestiegen. Dazu gibt es 214 mehr Menschen, die als Unterbeschäftigte geführt werden. Zugleich aber steigt die Zahl der offenen Stellen: Aktuell sind 617 Jobs zu besetzen, 67 mehr als im November vor einem Jahr. „Es gibt unerwartete viele neue Stellen im Baugewerbe“, sagte Woythe und führte dies auf das Konjunkturprogramm der Bundesregierung zurück.

Zugleich appellierte Woythe an die neue Bundesregierung, sich „endlich“ über die Zukunft von Behörden wie der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Paga) zu einigen. Die von der Stadt und der Agentur betriebene Behörde setzt die Hartz IV-Gesetze in Potsdam um und muss nach einem Gerichtsurteil bis Ende 2010 umgestaltet werden – wie vergleichbare Institutionen in anderen Städten auch. „Wir brauchen dringend eine Entscheidung“, sagte Woythe. Zuletzt hatten die Länder-Arbeitsminister gegen die Regierungspläne gestimmt, Hartz IV-Empfänger wieder getrennt von Kommunen und Arbeitsagentur zu betreuen. HK

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