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Landeshauptstadt: Jenseits der Rechthaberei

Florian Richter vertritt Potsdam im Bundesfinale von „Jugend debattiert“

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Politik – das ist für den 18-jährigen Florian Richter, dem Zweitplatzierten des Landesfinales im Schülerwettbewerb „Jugend debattiert“ vor allem eines: „konstruktive Lösungsfindung“ in Form eines Streitgesprächs. Dabei gehe es nicht darum einfach nur Recht zu behalten, sondern darum, gemeinsam mit dem eigentlichen Gegner ein Problem von verschiedenen Seiten zu betrachten und zwischen unterschiedlichen, sich oft sogar widersprechenden Meinungen abzuwägen. Genau das ist es auch, was den Humboldt-Gymnasiasten am Debattieren so reizt. „Es setzt voraus, nicht einfach nur passiv Informationen aufzunehmen oder auf seinem Halbwissen zu beharren, sondern alle Dinge aktiv zu hinterfragen und sich eine fundierte Meinung zu bilden“, erklärt der Zwölftklässler.

Das dass auch eine Menge Zeit und Aufwand kostet hat Florian bei der Vorbereitung auf die verschiedenen Runden des Wettbewerbs am eigenen Leib erfahren. „Eine dreiviertel Stunde brauche ich allein, um mir für ein Thema Stichpunkte zu machen“ rechnet er vor. „Und da ist die Zeit, die ich zum Recherchieren und Lernen brauche noch nicht einmal mit einberechnet“ so Florian weiter. Da kämen bei drei vorzubereitenden Themen pro Wettkampfrunde schon einige Stunden Arbeit zusammen, die er noch neben Schule und Job zu bewältigen habe. Diese Vorbereitung, ist Florian überzeugt, machten letztendlich aber mindestens 50 Prozent seines bisherigen Erfolges im Schul-, Schulverbunds- und Landesausscheid aus. „Man kann rhetorisch eben noch so begabt sein. Ohne die nötigen Fakten, Zahlen und Hintergründe kommt man in so einem Wettbewerb nicht sehr weit“, betont Florian. So sei er selbst bei seiner ersten Teilnahme bei „Jugend debattiert“ im letzten Jahr schon auf Schulebene ausgeschieden und nun völlig überrascht, so weit gekommen zu sein. Und der Wettbewerb ist für ihn noch lange nicht vorbei.

Denn am 15. Juli wird Florian beim Deutschlandfinale des Wettbewerbs in Berlin antreten. Bis dahin heißt es trainieren – bei einem speziellen Rhetorikseminar für alle Bundesfinalisten in Burg Rothenfels am Main. „So etwas sollte es eigentlich nicht nur im Rahmen dieses Wettbewerbs, sondern nach amerikanischem Vorbild regulär an jeder Schule geben“, fordert Florian.

Den Gymnasiasten interessieren vor allem globale Probleme der internationalen und Außenpolitik. Dementsprechend würde er sich über Themen aus diesem Bereich beim Bundesfinale freuen. Die sind aber noch geheim und werden erst zehn Tage vor dem Finale an die Debattierer ausgegeben. Aufgeregt ist er aber nicht. „Ich bin ohnehin schon jetzt viel weiter gekommen, als ich gedacht hätte und habe dabei viel über mich, meine rhetorischen Fähigkeiten und Schwächen gelernt“, erklärt der 18-Jährige. Vielmehr überlege er, worüber er mit Bundespräsident Horst Köhler, der beim Finale sein wird, am liebsten debattieren würde. „Wahrscheinlich über den politischen Sinn und Unsinn einer Großen Koalition“, meint der Gymnasiast. Und auch über seine berufliche Zukunft denkt er seit längerem nach, schwankt dabei aber noch zwischen Betriebswirtschaft und Jura. Aber auch die Politik reizt Florian Richter gerade seit „Jugend debattiert“ immer mehr. Dort, so hofft er, könne man vielleicht noch wirklich etwas verändern. Anja Garbe

Anja Garbe

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