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Salzstreuer sind einsatzbereit. Trotz der Kritik am umweltschädlichen Salz, verteidigt Wolfgang Haar den Einsatz im Winter. Denn Splitt als Ersatz müsste öfter gestreut und im Frühjahr als Sondermüll entsorgt werden.

© Andreas Klaer

Winterdienst in Alarmbereitschaft: Jetzt kann’s schneien

Abnahme bestanden: Die Potsdamer Stadtreinigung ist mit modernster Technik und 1300 Tonnen Salz auch für einen extremen Winter gerüstet.

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Potsdam - Der Winter kann kommen, Klaus-Dieter Marr hat seine Häkchen gemacht. Hinter die Tourenpläne, unter die Liste mit den 80 Räumfahrzeugen, auch für die 130 Mitarbeiter, die rote Schneefräse, die Dutzenden Schneeschieber und die randvollen Silos mit Salz. 1300 Tonnen hat die Potsdamer Stadtreinigung davon eingelagert. „Alles ist da und einsatzbereit“, sagt der Mann mit dem grauen Rauschebart und zieht den Reißverschluss seiner Jacke über den runden Bauch zusammen. Die Stadtentsorgung (Step) hat den Wintercheck bestanden. Der Rathausmitarbeiter nickt zufrieden.

Von jetzt an, bis zum 31. März, ist der Winterdienst der Stadtreinigung tagtäglich in Alarmbereitschaft, sagt Step-Chef Enrico Munder. „Wir sind auf einen extremen Winter vorbereitet.“ Sobald die Temperaturen unter drei Grad fallen, starten die Kontrollfahrer ihre High-Tech-Maschinen und patroullieren auf Potsdams Straßen. Mit feiner Messtechnik beobachten sie den Asphalt wie wohl keiner anderer in der Stadt. Satelliten verfolgen ihre Touren, an die Wagen montierte Kameras schicken Bilder von den Straßen in die Zentrale, Fühler melden die Temperatur des Asphalts. „Wenn der Winter loslegt, können wir den Schalter binnen Minuten umlegen.“

Drei Minuten benötige man, um alle 130 Mitarbeiter per Telefon in die Zentrale zu rufen. Nach etwa einer Stunde sind die Reinigungsfahrzeuge und Containertransporter vom Sommerdienst zu salzstreuenden Schneeschiebern umgerüstet. „Unsere Arbeit ist nicht planbar, aber wenn es los geht, geht es ordentlich zur Sache“, sagt Munder.

Seit dem Jahr 2004 erledigt die Stadtreinigung den Potsdamer Winterdienst. Auf ihren Reinigungstouren stehen 376 Straßenkilometer in der Stadt, 89 Kilometer Radwege und etliche Kreuzungen und Gehwege. „Wir sind in der Vergangenheit jeder Reklamation nachgegangen“, sagt Munder. Schrittweise wurde die Technik verstärkt, die Tourenpläne angepasst, der Winterdienst verbessert. So sollen Anwohner künftig nicht mehr alleingelassen werden, wenn sich die Schneeberge auf den Gehwegen türmen. Dann soll die neue rote Schneefräse zum Einsatz kommen und die weiße Pracht wird abtransportiert. Mehrere Plätze in der Stadt werden dafür im Winter freigehalten, wo die Massen „kontrolliert abtauen“ dürfen, wie der Fachmann sagt.

Gelernt hat auch die Stadt: Nach den Kälteeinbrüchen in den Jahren 2009 und 2010 wurde ein gemeinsamer Gefahrenabwehrplan entwickelt: Er tritt in Kraft, wenn mehr als 30 Zentimeter Schnee fällt. Dann werden zusätzliche Helfer eingestellt, weitere Technik zum Einsatz gebracht und Halteverbotsschilder an den Straßen aufgestellt. So soll verhindert werden, dass sich die Schneemassen an den parkenden Autos sammeln und hinterher die Abflüsse verstopfen, wenn der Schnee schmilzt.

Bislang ist der Abwehrplan nicht zum Einsatz gekommen. „Im vergangenen Winter ist fast unser gesamter Salzvorrat übrig geblieben“, sagt Munder. Deshalb werden die Potsdamer im kommenden Jahr sparen: Pro Straßenmeter werden Grundstücksbesitzer entlang gereinigter Strecken mit 4,72 Euro dann 84 Cent weniger zahlen als noch in diesem Jahr.

Da nach dem Winter vor dem Winter ist, haben die Vorbereitungen für die neue Wintersaison bei der Step schon im März begonnen, sagt Wolfgang Haar. Der Mann mit dem Schnauzer leitet die 130 Mann starke Truppe und steht im ständigen Kontakt mit Meteorologen. Wenn Haars Handy piept, dann wird es eiskalt. Per SMS warnt der private Wetterdienst Meteogroup vor Schnee und auf dem kleinen Display kann sich Haar eine Wetterkarte einblenden lassen. Fehleinsätze kosten Geld und belasten die Umwelt, sagt er. „Wenn ich mir nicht sicher bin, ob es schneit, kann ich sogar nachts einen Meteorologen anrufen.“ Aber es wird noch in diesem Jahr schneien, sagt Haar. „Schon zum Monatswechsel müssen wir uns warm anziehen.“

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